Das Buch »Putinland« vom Dissidenten Leonid Wolkow

Russland, einig Putinland

In seinem Buch »Putinland« beschreibt Leonid Wolkow, ein Vertrauter des inhaftierten Dissidenten Aleksej Nawalnyj, die Mechanismen des russischen Machtapparats und die Arbeit der geschwächten Opposition.

Russland sei eine »faschistische Diktatur«. Daran gibt es für Leonid Wolkow mittlerweile nichts mehr zu deuteln. In seinem Buch »Putinland. Der imperiale Wahn, die russische Opposition und die Verblendung des Westens« zeigt der im litauischen Exil lebende Dissident, wie sich das System Putin entwickelt und stabilisiert hat. Dabei geht er zurück in die Zeit des Zusammenbruchs der Sowjet­union, er untersucht die chaotischen Entwicklungen in den neun­ziger Jahren und beschreibt das ­imperialistische Machtstreben, das schließlich in den Angriffskrieg gegen die Ukraine mündet. Eines gesteht sich Wolkow, der seit vielen Jahren ein enger Berater des inhaftierten Oppositionellen Aleksej ­Nawalnyjs ist, gleich zu Beginn des Buchs ein: Einen offenen Angriffskrieg auf europäischem Boden hielt er bis zum Morgen des 24. Februar 2022 für ausgeschlossen.

Noch am Abend des 23. Februar hatte Wolkow um 19 Uhr kalifornischer Zeit in Los Angeles eine Rede gehalten, in der er sagte, der russische Aufmarsch an der Grenze zur Ukraine sei lediglich der Versuch, mittels Säbelrasseln den Westen einzuschüchtern. Während er oben re­dete, summten unten im Saal bereits die Handys: Die Nachricht vom ­Einmarsch in die Ukraine machte die Runde. Wolkow gesteht seine Fehleinschätzung unumwunden ein. Vieles schien ihm denkbar, ein Angriffskrieg auf das gesamte Gebiet der Ukraine gehörte nicht dazu. Der Ausspruch der damaligen deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkels aus dem Jahr 2014, sie sei nicht sicher, ob Putin noch »in touch with reality« sei, erweise sich in der Rückschau als geradezu prophetisch. Allerdings ­unternahmen die westlichen Staaten keine nennenswerten Schritte, um sich von Russland und seinem Machthaber zu distanzieren. Zu verlockend waren die günstigen Rohstoffe, zu gern glaubte man an ein friedliches Miteinander in Europa. Damals, so Wolkows Fazit, war das Ende der Demokratie in Russland eigentlich schon so gut wie besiegelt.

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