Homestory

Homestory #09/23

Die Aufräumaktion vom Donnerstag voriger Woche hat Teilerfolge gezeitigt und lässt sich wohl am besten als große Umverteilungsaktion beschreiben. Was hinter Regalen und in Kisten verschwunden war, liegt nun in chaotischer Pracht auf dem riesigen Konferenztisch offen zutage. Dieser ist schon so eine Art Herzstück der Redaktionsräume, der derzeit jedoch eher selten genutzt wird. Schuld daran ist einerseits das Homeoffice, andererseits ist der Konferenzraum so schwer zu heizen, dass man sich am besten in Schneeanzug an den Tisch setzt. Das Gerücht hält sich, dass es sich bei dem Unterbau des blass türkisen Holzriesen um ein Eiermann-Gestell handelt, also ein wertvolles Designerstück. Egon Eiermann gilt als einer der bedeutendsten Architekten der Nachkriegsmoderne in Deutschland, seine Arbeiten waren schon im Nationalsozialismus sehr gefragt. So gestaltete er für eine Nazi-Propagandaausstellung 1937 in Berlin die Ausstellungshalle mit einem 18 Meter hohen Hitler-Porträt, das er mit einer »ausgeklügelten Licht- und Tonregie« in Szene gesetzt haben soll. Das Tischmonstrum ist abseits von Fragen der Ästhetik oder der NS-Vergangenheit seines Schöpfers ziemlich praktisch, da das um die 20 Personen zählende Jungle World-Kollektiv daran gut Platz findet, um zu konferieren. Wir wollen es also gerne behalten. Dafür benötigen wir entsprechend große und gleichzeitig bezahlbare Büroräume. Wie schon in der Homestory der vergangenen Ausgabe geschehen, bitten wir also um Ihre Mithilfe, für den Tisch einen neuen Platz zu finden, und sind dankbar über Hinweise zu Büroräumen, die uns am besten per Mail an verlag@jungle.world erreichen. Anders als erhofft haben wir weder Tubi noch Zigaretten beim Aufräumen gefunden, dafür aber ein Cocktail-Buch. Wer uns hilft, den Eiermann an einen neuen Platz zu stellen, bekommt einen Drink der Wahl und alle Bücher, die auf dem Tisch liegen.