In Griechenland wird der linke Widerstand gegen die deutsche Besatzung oft übergangen

Nationales Vergessen

Die Nationale Befreiungsfront EAM war die wichtigste und größte Organisation des griechischen Widerstands gegen die deutsche Besatzung. Unter der brutalen Okkupation gründete die EAM alternative Gemeinschafts­strukturen, Frauenvereine und Hilfsnetzwerke für jüdische Verfolgte. Der Antikommunismus der Nachkriegszeit hat diesen linken Widerstand lange Zeit nicht nur diskreditiert, sondern für die Verbrechen der Besatzungsmächte mitverantwortlich gemacht.

Am 6. April jährt sich der deutsche Einmarsch in Griechenland zum 82. Mal. Obwohl die Besatzungszeit in Griechenland mit der systematischen Ermordung von knapp 60 000 Juden und Jüdinnen sowie der Verwüstung und Plünderung ganzer Dörfer wie Kalavryta oder Distomo im Zuge schwerster Kriegsverbrechen zu den brutalsten Episoden des Zweiten Weltkriegs gehört, ist die Okkupation Griechenlands in Deutschland kein großes Thema. Griechische Reparationsforderungen werden von deutscher Seite rundheraus abgelehnt. Doch auch in Griechenland steht die Zeit der Besatzung oft hinter den darauf folgenden Ereignissen von Bürgerkrieg und Militärjunta zurück.

Nachdem die griechische Armee am 23. April 1941 kapituliert hatte und Griechenland in eine italienische, eine bulgarische und eine deutsche Besatzungszone aufgeteilt worden war, dauerte es nur wenige Monate, bis sich am 28. September die Nationale Befreiungsfront (Ethnikó Apelevtherotikó Métopo, EAM) gründete, die zur größten Widerstandsorganisation werden sollte.

Idee eines breiten nationalen Bündnisses
Als Bündnis linker Parteien hatte die EAM zwei zentrale Ziele: die Befreiung von den Besatzern und Kollaborateuren sowie die Bildung einer Übergangsregierung mit der Aufgabe, nach dem Besatzungsende über die politische Verfasstheit eines befreiten Griechenlands zu entscheiden. Die Kommunistische Partei Griechenlands (KKE) gab zwar den Anstoß dazu, den Widerstand zu organisieren, ihr Ziel war es aber gewesen, mit der EAM eine politisch heterogene Organisation zu etablieren. An der schnellen Absage seitens bürgerlich-konservativer Parteien scheiterte jedoch die Idee eines breiten nationalen Bündnisses.

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