Gewalt gegen streikende LKW-Fahrer

Ausbeutung mit Schlägertrupps

Seit Wochen streiken LKW-Fahrer auf einem Rastplatz bei Darmstadt. Am Wochenende versuchte ein Sicherheitsdienst im Auftrag des ­polnischen Arbeitgebers, den Streik zu brechen.

Ein großer, gepanzerter Wagen, martialisch aussehende Männer in Uniform – am Freitag vergangene Woche spielten sich auf einem Autobahnrastplatz bei Darmstadt Szenen ab, die man von Arbeitskämpfen in Deutschland sonst eher nicht kennt. Die kleine Truppe mit Panzerwagen gehörte zu Rutkowski Patrol, einer polnischen Sicherheitsfirma. Den Eigentümer der Firma, Krzysztof Rutkowski, kennt man in Polen als Reality-TV-Star und schillernde Social-Media-Figur – und wohl auch als eine Art Milizenchef. Diesmal waren seine Angestellten angeheuert, um einen Streik zu brechen.

Seit Ende März streiken einige Dutzend LKW-Fahrer auf dem Autobahnparkplatz Gräfenhausen an der A5 bei Darmstadt. Inzwischen sind es über 60, die meisten sind aus Usbekistan und Georgien. Sie haben ihre blau lackierten Laster des polnischen Transportkonsortiums Lukmaz, Agmaz und Imperija (kurz: Lukmaz) hier geparkt. Sie fordern ausstehende Löhne ein und weigern sich weiterzufahren.

Am Freitag erschien der Inhaber der Firma, Lukasz Mazur, persönlich. Begleitet wurde er von Angestellten der Rutkowski Patrol – und von Fahrern, die offenbar die LKW wegbringen sollten. Stefan Körzell, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), der währenddessen vor Ort war, schrieb auf Twitter, ein »Schlägertruppe aus Polen« habe versucht, den Fahrern ihre LKW zu »klauen«.

»Paramilitärische Aktionen«
Doch bevor es dazu kommen konnte, griff die Polizei ein. 19 Männer wurden vorläufig festgenommen, inklusive Lukasz Mazur. Die Polizei teilte mit, gegen sie werde wegen des Verdachts auf schweren Landfriedensbruch, Bedrohung, Nötigung, versuchte gefährliche Körperverletzung und Störung einer Versammlung ermittelt. »Solche paramilitärischen Aktionen darf es nicht geben«, sagte der rheinland-pfälzische Arbeits- und Sozialminister Alexander Schweitzer (SPD) bei einem Besuch auf der Raststätte am Sonntag.

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