Ein Rechtsrock-Versand bleibt in Rheinland-Pfalz bislang unbehelligt

Rückzugsort Eifel

In einem kleinen Dorf in der Eifel betreibt ein ehemaliges Mitglied der verbotenen Nazi-Gruppe Combat 18 einen Versandhandel für Rechtsrock. Rheinland-Pfalz ist zu einem Zentrum der Nazi-Musikszene geworden.

Wenn von Neonazis, die Rede ist, die in abgelegene ländliche Regionen ziehen und dort ungestört von Lokalpolitik und Nachbarschaft Strukturen aufbauen, dann denkt man meist an Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg oder Thüringen. Doch auch im Westen Deutschlands lässt sich Ähnliches beobachten. So agiert der One-Eight-Versand seit dem vergangenen Jahr vom Dorf Höchst­berg in Rheinland-Pfalz aus. Höchstberg liegt im Landkreis Vulkaneifel und hat etwas mehr als 300 Einwohner:in­nen. Die nächstgelegenen größeren Städte sind Trier und Koblenz, jeweils eine knappe Stunde mit dem Auto entfernt.

Wofür der Name des seit kurzem dort ansässigen Unternehmens steht, erschließt sich bei einem Blick auf dessen Website. Per Vorkasse oder Nachnahme lassen sich dort CDs von Bands mit Namen wie Sturmtrupp, Frontschweine, Blutzeugen und Sturmwehr ordern sowie »T-Hemden« mit Aufdrucken wie »Nazifiziert« oder »Ehre und Treue«. Der Versand entpuppt sich als klassischer Rechtsrockvertrieb. Sein Name steht offenbar für den unter Neonazis gebräuchlichen Zahlencode für AH – Adolf Hitler.

Hinter dem Unternehmen steht Recherchen rheinland-pfälzischer Antifaschisten zufolge Alexander M., ein Neonazi, der in der Region aufgewachsen ist. Er stammt aus dem in der Nähe gelegenen Dorf Lutzerath. In der Kleinstadt Wittlich war er nach Informationen der antifaschistischen Rechercheplattform Exif in den nuller Jahren Anführer einer Neonazi-Gruppierung mit dem Namen Chaos Crew 33.

»Es gibt eine gewisse Selbst­zu­friedenheit in Rheinland-Pfalz«, sagt der Musikwissenschaftler und Rechtsrockexperte Thorsten Hindrichs. Viele glaubten, »dass es hier ja kein Problem mit Nazis gebe«.

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