Geoengineering verspricht eine technische Abkühlung der Erde, birgt aber Risiken

Klimawandel wegimpfen

Als Mittel gegen die Erderwärmung wird regelmäßig auf das Geoengineering verwiesen, den berechneten Eingriff in geochemische Kreisläufe der Erde. Allerdings könnte der Versuch, das Klima zu kontrollieren, Probleme schaffen.

Seit sich die Erde durch den menschengemachten Klimawandel erwärmt, wird die Frage lauter, ob sie sich nicht auch wieder kühlen ließe. Eine der ersten Warnungen vor der Erderwärmung erhielt 1963 US-Präsident Lyndon B. Johnson. In einem Bericht seines wissenschaftlichen Beratergremiums stand: »Durch seine weltweite industrielle Zivilisation führt der Mensch unwissentlich ein riesiges geophysikalisches Experiment durch.« Der Bericht sprach sich allerdings nicht gegen fossile Brennstoffe aus, sondern dafür, zu untersuchen, wie sich die Albedo der Erde erhöhen ließe, das Verhältnis reflektierter zur einfallenden Strahlung.

Die Ideen zum Geoengineering versprühen einen futuristischen Charme. Es werden hauptsächlich zwei technische Konzepte diskutiert, gezielt ins Klimageschehen einzugreifen: Beim carbon dioxide removal soll durch starke Aufforstung, gesteigertes Meeresalgenwachstum und unterirdische Einlagerung Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Atmosphäre entnommen werden. Beim solar radiation management soll durch die Aufhellung von Wolken oder der Erdoberfläche die Albedo erhöht werden. Je heller eine Oberfläche ist, desto weniger Wärme absorbiert sie. Auch die Installation riesiger Spiegel im Weltraum, die das Sonnenlicht zurückwerfen, bevor es die Erde erreicht, wurde bereits vorgeschlagen.

Als es 1991 zu einer gewaltigen Eruption des Vulkans Pinatubo auf den Phi­lippinen kam, wurden so viele Asche­partikel in die Erdatmosphäre geblasen, dass die weltweite Temperatur in den folgenden beiden Jahren um 0,5 Grad abfiel. Die Injektion von Schwefelpartikeln in die Stratosphäre könnte diesen Effekt nachbilden. Der Atmosphärenchemiker und Nobelpreisträger Paul Crutzen fragte 2006 in einem kontrovers diskutierten Fachartikel, ob es nicht sogar realistischer sei, Wolken mit Partikeln zu »impfen«, als die Staaten der Erde von fossilen Brennstoffen abzubringen.

Noch kein Abonnement?

Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::