Die Geschichte des Kapitalismus - von ihrem Ende her erzählt

Zum Weltuntergang läuft Ambient-Pop

Die Ausstellung »When We Are Gone« in der Völklinger Hütte zeigt die opulenten Videoinstallationen des Medienkünstlers Julian Rosefeldt.

Man sollte auf jeden Fall, wenn man vom Bahnhof kommt, zuerst nach rechts durch das Tor mit der Aufschrift »Biergarten« gehen. Nach einem 500 Meter langen Fußweg, vorbei an grauen, kasernenartigen Betonwänden, findet man zwar keinen Biergarten, es eröffnet sich jedoch ein Panorama, das man so schnell nicht vergisst. Die Völklinger Hütte, Unesco-Weltkulturerbe, reckt ihre sechs Hochofengruppen, ummantelt von einem gigantischen Geflecht aus stählernen Rohren und Gittern, in den Himmel des Saarlands.

Hier wurden 103 Jah­re lang Erz und Koks in Roheisen verwandelt. 1986 ist aus der Anlage nahe Saarbrücken ein Industriedenkmal und Kulturort geworden; die Gebläsehalle dient als Ausstellungsraum. Noch bis 3. September ist darin die Ausstellung »When We Are Gone« mit Arbeiten des Medienkünstlers Julian Rosefeldt zu sehen.

Die Gigantomanie des Ortes findet ihre Entsprechung im Werk des Künstlers. Rosefeldt hat sich in der Medienkunst durch opulente Videoarbeiten zu den großen Themen Kapitalismus und Globalisierung einen Namen gemacht. Seine Multi-Screen-Installationen, die mehrere Videos parallel zeigen und zu einem großen Ganzen verbinden, bauen auf der Technik der Collage und auf Verfremdungseffekten auf.

An der in Rosefeldts Filminstallation dargestellten Kapitalismuskritik ist nichts mehr echt. Sie läuft in Dauerschleife, ist austauschbar und in ihrer Warenförmigkeit längst Teil dessen, was sie kritisiert.

Aufsehen erregte sein Werk »Manifesto« aus dem Jahr 2015. Auf 13 Bildschirmen sah und hörte man der Schauspielerin Cate Blanchett in 13 verschiedenen Rollen vor eindrücklichen Kulissen dabei zu, wie sie nach Themen zusammengestellte Manifeste vortrug. Die kostspielige Produktion mit origineller Idee und Starbesetzung war ein beeindruckendes Erlebnis.

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