Die neue Opposition
Belgrad. Eine solche ökologische Protestbewegung hatte es in Serbien noch nie gegeben: Mitte Januar vergangenen Jahres gingen Zehntausende Demonstranten – Bauern und Bäuerinnen ebenso wie Umweltschutzaktivist:innen – landesweit auf die Straßen, in Belgrad und anderen Städten wurden Autobahnen blockiert und der Straßenverkehr kam in noch nicht gekanntem Ausmaß zum Erliegen. Es war der vorläufige Höhepunkt der sich seit Monaten verschärfenden Proteste gegen eine geplante Lithiummine in der Nähe des Dorfes Gornje Nedeljice im Westen Serbiens.
Der britisch-australische Konzern Rio Tinto plante, dort jährlich circa 58 000 Tonnen des begehrten Materials zu fördern, das insbesondere für Batterien in E-Autos und zur Speicherung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen benötigt wird. Hauptmarkt wäre vor allem die EU gewesen, die unabhängiger von Lithium aus Südamerika, Australien und besonders China werden will. Doch verschmutzt die Förderung von Lithium die Umwelt und vor allem das Grundwasser.
Am 20. Januar gab die serbische Regierung bekannt, dass sie die Genehmigungen für das Projekt vorerst zurückgezogen habe. Doch immer wieder gibt es Bestrebungen, den lukrativen Lithiumabbau doch noch zu ermöglichen – und auch Rio Tinto hat die Pläne nicht aufgegeben.
In Belgrad ist die Luftverschmutzung für alle Bürger:innen ein Thema; es gibt Tage, an denen man kaum weiter als zehn Meter sehen kann.
Eine Folge der Proteste war die Gründung des ersten links und ökologisch orientierten Parteiliste in Serbien: Moramo (Wir müssen). Es handelt sich dabei um eine Koalition der Gruppen Zajedno za Srbiju (Zusammen für Serbien), Ekološki ustanak (Ökologischer Aufstand) – die mittlerweile zu einer Partei verschmolzen sind – und der in Belgrad bekannten aktivistischen Gruppe Ne davimo Beograd (Wir geben Belgrad nicht auf).
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