Kim Yo-jong, die Schwester des nordkoreanischen Diktators, wird immer extremer

Erste Frau im Staat

Kim Jong-uns Schwester Kim Yo-jong gilt sogar für die Verhältnisse in Nordkorea als Hardlinerin.
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Der Feminismus hat manche Fortschritte erzielt, doch einige sogenannte gläsernen Decken warten immer noch darauf, durchbrochen zu werden. So zum Beispiel beim Aufstieg an die Spitze einer blutrünstigen Diktatur.

Sicher, imposante Gewaltherrscherinnen hat es in der Geschichte schon einige gegeben. Doch die modernen Diktaturen waren bisher weitestgehend männlich dominiert. Dass es durchaus geeignetes weibliches Personal gäbe, zeigt das Beispiel von Kim Yo-jong. Die Schwester des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-un gilt sogar für die dortigen Verhältnisse als Hardlinerin. Überläufer bezeichnete die Direktorin des Ministeriums für Propaganda und Agitation als »menschlichen Abschaum, Bastarde«.

Seit 2017 gehört sie dem Politbüro des Zentralkomitees der Arbeiterpartei Koreas an – dem höchsten Entscheidungsgremium der Einheitspartei. Früher hatte sie sich gelegentlich für eine Annäherung an Südkorea eingesetzt. Doch seit ihr Bruder vor drei Jahren gesundheitliche Probleme hatte und sie selbst eine führende Position einnahm, wurde ihr Auftreten extremer.

Seit ihr Bruder vor drei Jahren gesundheitliche Probleme hatte und sie selbst eine führende Position einnahm, wurde ihr Auftreten extremer.

Als nordkoreanische Überläufer Luftballons mit Botschaften gegen das Regime ins Land schickten, gab sie 2020 den Auftrag, das interkoreanische Verbindungsbüro in die Luft zu sprengen, das zuvor von beiden Ländern gemeinsam betrieben worden war. »Ich spüre, dass es an der Zeit ist, mit der südkoreanischen Regierung zu brechen«, teilte sie damals mit.

Der südkoreanische Präsident Yoon Suk-yeol war kürzlich in Washington zu Besuch. Dort sang er nicht nur für den US-Präsidenten und die übrigen Gäste – sehr charmant und überraschend stimmfest – das Lied »American Pie«, sondern richtete auch warnende Worte an das nordkoreanische Regime. Auf einen Atomangriff würde sein Land gemeinsam mit den USA »schnell, überwältigend und entschlossen antworten und dabei die ganze Stärke des Bündnisses einschließlich US-Atomwaffen einsetzen«.

US-Präsident Joe Biden warnte ebenfalls, dass ein solcher Angriff das Ende des nordkoreanischen Regimes bedeuten würde. Nordkoreanische Staatsmedien meldeten am vergangenen Samstag eine offizielle Reaktion, und zwar von Kim Yo-jong: Nordkorea werde seine »nukleare Abschreckung« verbessern. Südkorea und den USA warf sie »zutiefst feindseligen und aggressiven Handlungswillen« vor. Biden bezeichnete sie als senil. Man werde seine Worte aber nicht als »unsinnige Bemerkung einer Person im Greisenalter« abtun.