Vom Mistral gezeichnet
Nie wurde auf einer Auslandsreise der Jungle World so viel gezeichnet wie in Marseille. Die Layouterin und Illustratorin Steph hat extra für die Marseille-Ausgabe eine ganze Reihe von Texten an Ort und Stelle illustriert. Aber auch auf unseren diversen Rundgängen hielt sie die Stadt immer wieder zeichnerisch fest. Die Jungle World-Autorin Ornella ist nicht nur ein Tech-Wiz, sondern überraschte auch mit ihrem Talent, Personen blitzschnell zu karikieren.
Ich widmete mich bereits auf der Hinreise, unbequem vornübergebeugt, während der 14stündigen Bahnfahrt meinem neuen Hobby, dem Urban Sketching. Wie günstig, dass die porträtierten Jungle World-Mitarbeiter nicht weglaufen konnten.
Eine erste Gelegenheit, die komplette Gruppe festzuhalten, bot sich zwei Tage später in der Bar »La Relève«. Im Licht der Dämmerung zeichnete ich, bis die Bar schloss. Dann zogen wir weiter in unser Appartement. Eins kam zum anderen, Max, Jojo und ich kochten noch für alle, immer wieder standen frisch gefüllte Pastisgläser vor mir, jedenfalls wurde es spät.
Am nächsten Nachmittag gingen Steph und ich dann zu einem Treffen der Urban Sketchers Marseille. Noch völlig verkatert, warf ich mich am Treffpunkt, dem Hafenturm, La Tour du roi René, erschöpft auf den Boden. Und stand Stunden später, wie alle anderen, gründlich durchgepustet vom Mistral, nüchtern und mit überraschend guten Zeichnungen wieder auf.
Irgendwie wurde es nicht bequemer. Ich zeichnete am Strand gebückt im Sand sitzend, während der geschäftigen Redaktionssitzung und am Ende versuchte ich mich sogar am graphic recording. Bei einer Stadtführung des Soziologen Ben Kerste schrieb und zeichnete ich simultan, während wir durch Marseille spazierten. Die Arbeiten hier sind unter erschwerten Bedingungen zustande gekommen. Ich hoffe, dass das irgendwie in sie eingezeichnet ist.