07.11.2024
Der texanische Pastor Mark Lee Dickson kämpft gegen Abtreibungen

Gottesfürchtiger Tyrann

Der Pastor und Trump-Anhänger Mark Lee Dickson kämpft in Texas gegen Abtreibungen, derzeit vor allem in der Stadt Amarillo.

Der texanische Pastor und Unterstützer Donald Trumps, Mark Lee Dickson, gehört zu den einflussreichsten Abtreibungsgegnern in den USA. Er rief 2019 dazu auf, sogenannte sanctuary cities (Zufluchtsstädte) für Ungeborene zu schaffen, in denen kommunale Erlasse Abtreibungen unmöglich machen. Dem haben sich bisher 67 Städte und Landkreise in den USA angeschlossen, vorrangig in Texas.

Derzeitig konzentriert sich die Tätigkeit des gottesfürchtigen Pro-Life-Aktivisten, wie er sich selbst nennt, der Taz zufolge auf die 60 Kilometer von der Grenze zu New Mexico entfernte Stadt Amarillo. In Texas besteht, seit der Oberste Gerichtshof 2022 das verfassungsmäßige Recht auf Schwangerschaftsabbruch gekippt hat, ohnehin ein nahezu vollständiges Abtreibungsverbot. Dickson aber geht das nicht weit genug. Seine Zukunftsvision ist ein »abtreibungsfreies Amerika« und Amarillo ist hierfür von strategischer Bedeutung. Die Stadt liegt an der Route 66, über die Texaner nach New Mexico, Colorado oder Kansas gelangen können, wo Abtreibungen weiterhin erlaubt sind.

Gegen Dickson und seine Kampagne formiert sich Widerstand. Die 2023 gegründete Amarillo ­Reproductive Freedom Alliance versucht, dem fanatischen Treiben mit Aufklärungsarbeit Schranken zu setzen.

Das will Dickson verhindern. Bisherige Entwürfe für Verordnungen, die es ­Bewohnern Amarillos auch außerhalb der Stadt verbieten sollen, Abtreibungen vorzunehmen, und hohe Geldstrafen für Helfer sowie Reisebeschränkungen vorsehen, gingen aber selbst dem konservativen Stadtrat zu weit. Parallel zur Präsidentschaftswahl am 5. November konnten nun die Bewohner Amarillos über eine nur unwesentlich veränderte Verordnung abstimmen. Diese sah vor, Privatpersonen dazu zu berechtigen, Zivilklagen gegen jene zu führen, die gegen die Verordnung verstoßen oder es auch nur beabsichtigen. Mit einem klaren Votum von 59 Prozent Nein-Stimmen haben sich die Bewohner Amarillos dagegen entschieden.

Der Nachrichten-Website Amarillo Tribune zufolge ist es zwar bisher in keiner der »Zufluchtsstädte« zu Klagen aufgrund solcher vermutlich ohnehin verfassungswidrigen Verordnungen gekommen, die Stigmatisierung von Abtreibungen und das Klima der Angst dürfte dies aber weiter verstärken. Gegen Dickson und seine Kampagne formiert sich Widerstand. Die 2023 gegründete Amarillo ­Reproductive Freedom Alliance versucht, dem fanatischen Treiben mit Aufklärungsarbeit Schranken zu setzen.

aktualisiert am 7.11.2024