Jungle+ Artikel 14.11.2024
Der Nationalpark Virunga im Ostkongo ist Schauplatz gewaltsamer Konflikte

Der Wald und der Krieg

Der Nationalpark Virunga im Ostkongo ist der älteste Afrikas, doch er liegt in einem Konfliktgebiet, in dem der Krieg zum Selbst­zweck geworden zu sein scheint. Auch die Naturschützer gehen mit Gewalt gegen die arme Bevölkerung der Umgebung vor.
Reportage

Sieben Mal musste Espérance ihr Dorf im Osten der Demokratischen Republik Kongo schon wegen des Kriegs verlassen. Doch noch nie zuvor saß sie so lange fest. Seit zwei Jahren lebt sie nun mit ihren zehn Kindern in einem schlammigen Vertriebenenlager in Goma, einer zwischen dem Nationalpark Virunga und dem Kivu-See eingezwängten Millionenstadt. Ihr Mann ist noch in ihrem Heimatdorf, versucht das Feld der Familie zu bestellen.

Um etwas Geld zu verdienen, geht Espérance in den Nationalpark Virunga, um Feuerholz zu sammeln, das sie später in der Stadt verkauft. Wie so viele geflüchtete und arme Frauen. Andere Vertriebene stellen im Wald Holzkohle her. »Hier gibt es keine Nahrungshilfen, keine Medizin«, berichtet Espérance. Eine andere Möglichkeit, ihre zehn Kinder zu ernähren, habe sie nicht.

Etwa viermal pro Woche nimmt sie die gefährliche Reise auf sich. Im Busch lauern bewaffnete Gruppen, die die Frauen schikanieren, an Checkpoints werden »Steuern« erpresst. Manchmal fallen Schüsse. Auch sexuelle Gewalt ist weit verbreitet. Acht Jahre in Folge zählt der Norwegische Flüchtlingsrat die Lage im Kongo nun schon zu den am stärksten vernachlässigten Vertreibungskrisen der Welt. Espérance verdient mit ihrer Arbeit umgerechnet etwa einen Euro am Tag. Manche Frauen nehmen auch ihre Kinder mit in den Wald. Wer Holzkohle produziert kann deutlich mehr verdienen.

Rund fünf Millionen Menschen leben weniger als einen Tagesmarsch von Virunga entfernt. Der Park birgt fruchtbares Land und weitere natürliche Ressourcen.

Noch kein Abonnement?

Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::