Jungle+ Artikel 21.11.2024
Die Probleme der russischen Exilopposition

Generäle ohne Armee

Die russische Exilopposition ist zerstritten und weitestgehend abgeschnitten von der Bevölkerung im Heimatland.

Aufrufe zur Vereinigung der notorisch zersplitterten demokratischen russischen Opposition gab es schon zuhauf. Vor der Demonstration am 17. November in Berlin, zu der mit Aleksej Nawalnyjs Witwe Julija Nawalnaja, Ilja Jaschin und Wladimir Kara-Mursa einige ihrer bekanntesten Vertreter aufriefen, die damit ihren Führungsanspruch in der liberalen Exilopposition unterstreichen wollten, kam ein weiterer hinzu – von dem 83jährigen Menschenrechtsaktivisten Lew Ponomarjow, einst eng verbunden mit dem sowjetischen Dissidenten und Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow. Ponomarjow tritt seit Jahrzehnten unermüdlich für mehr Einigkeit ein, auch aus dem französischen Exil heraus, in dem er mittlerweile lebt. Über eine Million Personen unterzeichneten in den Tagen nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine einen von ihm im Internet veröffentlichten Aufruf gegen den Krieg, der die Aufforderung enthielt, sich mit einer »Antikriegsbewegung« zusammenzuschließen.

Ponomarjow ist für die Rolle eines Vereinigers auch durch seinen persönlichen Hintergrund prädestiniert: Politisch erfahren, hatte er dennoch nie ein Regierungsamt inne, das ihn heutzutage diskreditieren würde, und er reagiert nicht völlig ablehnend auf Linke, wie die meisten Angehörige der liberalen Opposition. Sein Enkel Aleksej Lipzer steht derzeit wegen Mitgliedschaft in einer extremistischen Vereinigung in Russland vor Gericht, weil er für den Antikorruptionspolitiker Aleksej Nawalnyj als Anwalt tätig war.

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