Sakralisierung des Kriegs
Über Jahrhunderte hinweg hat die Russisch-Orthodoxe Kirche durchaus widersprüchliche Erfahrungen mit der säkularen Staatsführung gemacht. Eines aber zieht sich wie ein roter Faden durch ihre Geschichte, nämlich das staatliche Bestreben nach Kontrolle über den Kirchenapparat. Peter der Große ging bei seinen umfangreichen Reformen so weit, dass er 1700 das Amt des Patriarchen abschaffte. Erst nach der Februarrevolution 1917 fand wieder eine Wahl des orthodoxen Kirchenoberhaupts in Russland statt. Die Bolschewiki störten sich daran zunächst nicht und vollzogen Anfang 1918 die Trennung von Staat und Kirche.
Allerdings blieb es nicht dabei, mit Gewaltmaßnahmen wollten sie der gläubigen Bevölkerung ihren Glauben auszutreiben. Kirchen wurden zerstört, Priester in Straflager verfrachtet. Im Zweiten Weltkrieg sah sich Josef Stalin zu einer Aufwertung der Kirche gezwungen, da ein relevanter Teil der eingezogenen Soldaten nicht motiviert genug war, für Stalin zu kämpfen. Wer sein Leben der Kirche verschreiben wollte, konnte fortan eine entsprechende Ausbildung durchlaufen, doch die Kontrolle über die religiösen Kader übernahm der Geheimdienst KGB.
In etlichen Fällen sind Priester, oft nach Denunziationen aus ihrer eigenen Gemeinde, nicht nur der Maßregelung durch ihre kirchlichen Vorgesetzten ausgesetzt, sondern auch staatlicher Verfolgung.
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