Jungle+ Artikel 16.01.2025
Der Fotokünstler Jeff Wall und sein Spiel mit Fiktion und Dokumentation

Realismus zweiten Grades

Der Fotokünstler Jeff Wall, bekannt für seine großformatigen Abzüge, arbeitet seit Jahrzehnten an der Grenze zwischen Fiktion und Dokumentation. Seine jüngste Ausstellung in New York City gibt davon einen besonders guten Eindruck, ebenso wie eine Filmreihe, die Wall kuratierte.

»Mimesis an das Dokumentarische« – so charakterisierte der kanadische Fotograf Jeff Wall sein künstlerisches Programm anlässlich der Eröffnung einer von ihm kuratierten Filmreihe, die vom 8. bis zum 21. November 2024 im New Yorker Arthouse-Kino Metrograph gezeigt wurde. Sie bildete das Begleitprogramm zur Ausstellung einiger neuer oder bisher noch nicht in dieser Konstellation gezeigter Arbeiten in der Galerie Gagosian, der ersten nach der großen Werkschau in der Fondation Beyeler in Basel Anfang 2024. 

Wie sehr Wall von Michael Hanekes Umgang mit Licht und Schatten fasziniert ist, lassen seine schwarzweißen Fotografien ahnen. In der laufenden Ausstellung vor allem »Night«, die extrem düstere Subversion eines Landschaftsbilds.

In seinem Einführungsvortrag reflektierte Wall das Verhältnis seines fotografischen Werks zum Kino, oder genauer zum Kinematographischen, und erläuterte vor diesem Hintergrund die Auswahl der drei gezeigten Filme: »Fat City« von John Huston (1972), »Das weiße Band. Eine deutsche Kindergeschichte« von Michael Ha­neke (2009) und »L’Inconnu du lac« von Alain Guiraudie (2013). Wall ­beschwor das Geheimnis des Kinos, dessen Bilder in Wahrheit keine bewegten seien, sondern stillstehende Fotografien, was der Film aber durch die von unserer Wahrnehmung ­bedingte Illusion der Bewegung verstecke. 

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