Einmal leugnen, immer leugnen
Mehrfach war er bereits verurteilt worden, doch Mitte vergangener Woche stand der 55jährige Vincent Reynouard in Frankreich erneut vor Gericht. Dem Holocaustleugner werden Leugnung von Kriegsverbrechen und von Verbrechen gegen die Menschheit sowie Volksverhetzung vorgeworfen.
Zu seiner Unterstützung waren einige Dutzend Anhänger gekommen, unter ihnen graubärtige Faschisten und junge Skinheads sowie Jérôme Bourbon, der wegen Anstiftung zum Judenhass verurteilte Herausgeber der extrem rechten Wochenzeitung Rivarol.
Ein besonderes Steckenpferd Reynouards – neben der Leugnung des Holocaust – ist die Leugnung des Massakers von Oradour-sur-Glane, bei dem die Waffen-SS im Juni 1944 nahezu alle Einwohner des Dorfs, insgesamt 643 Menschen, ermordete. Darüber hat er ein Buch verfasst, das auf Deutsch unter dem Titel »Die Wahrheit von Oradour« erschien.
Solidarität von Noam Chomsky
Der ehemalige Mathematiklehrer wurde 1997 aus dem Schuldienst entlassen, nachdem er seine negationistischen Ansichten seinen Schülern unterbreitet hatte. Daraufhin stellte er seine geschichtsrevisionistische Propaganda freilich nicht ein. Im Gegenteil, seither hat Reynouard es sich zur Aufgabe gemacht, jene, die an den Holocaust erinnern und ihn erforschen, zu belästigen: Museen, Rathäuser, Bibliotheken, Initiativen im Internet, engagierte Schüler. 2010 musste er für neun Monate ins Gefängnis.
Eine Petition, die seine Freilassung forderte, enthielt prominente Unterstützung. Mit seiner Unterschrift hatte sich Noam Chomsky nicht zum ersten Mal mit einem Holocaustleugner solidarisiert. Bereits in den achtziger Jahren meinte Chomsky die Meinungsfreiheit zu verteidigen, indem er sich für Robert Faurisson einsetzte, einen prominenten französischen Holocaustleugner, der 2018 verstarb.
Als bekennender Nazi habe Reynouard es sich zur Aufgabe gemacht, »den Nationalsozialismus zu rehabilitieren«, so der Anwalt des Nebenklägers.
Als bekennender Nazi habe Reynouard es sich zur Aufgabe gemacht, »den Nationalsozialismus zu rehabilitieren«, so der Anwalt des Nebenklägers. Angeklagt wurde Reynouard, weil er unter anderem behauptet hatte, dass »es ein jüdisches Problem gibt, das Hitler genau gesehen hat«. Vor den Richtern habe er wiederholt, dass die Juden »gestärkt aus dem Zweiten Weltkrieg hervorgegangen« seien, und behauptet, die Rote Armee habe 1944 das »Gerücht« über die Vernichtungslager erfunden, um die russischen Truppen anzuspornen, berichtete das französische Nachrichtenmagazin Marianne.
Sich als Märtyrer darstellend, gab der hager wirkende Reynouard demnach unbeugsam zu Protokoll: »Ich suche keine Entschuldigung und keine Nachsicht (…). Stellen Sie mich vor Gericht, verurteilen Sie mich! Ich werde nicht schweigen.«