30.01.2025
Die Berlinale engagiert sich gegen Rechts

Nichts als Perspektiven

Popkolumne. Ja, Panik, Claude Lanzmann, Nick Cave. Und die Berlinale wirft ihre Schatten voraus.

Fiesta Antifa! Die Gruppe Ja, Panik hat beschlossen, aus Protest jede Woche einen Track zu veröffentlichen, so lange in Österreich die Regierung unter dem FPÖ-Vorsitzenden Herbert Kickl an der Macht sein wird – noch ist die FPÖ nur kurz davor, schlimm genug. Ja, Panik freuen sie sich über Unterstützung von außen und bitten um Einsendungen auf ihrer Homepage. Textideen, Field Recordings oder Zeitungsschnipsel, alles ist willkommen und wird vielleicht verwurstet.

Von so viel Engagement könnten sich US-amerikanische Popstars oder auch die deutschen Tiktok-Rapper PA69 mit Biertornado-Antrieb mal eine Scheibe abschneiden. Der Kulturkampf gegen den libertären Autoritarismus erreicht ein neues Level: Das wird man ja wohl noch sagen dürfen müssen!

Wer Filme mit klaren Ansagen sehen möchte, muss zur Berlinale. In der von der neuen Intendantin Tricia Tuttle gegründeten Sektion »Perspectives« darf man unter anderem auf Constanze Klaues Film »Mit der Faust in die Welt schlagen« gespannt sein.

Wer auch Filme mit klaren Ansagen sehen möchte, muss zur Berlinale. In der von der neuen Intendantin Tricia Tuttle gegründeten Sektion »Perspectives«, in der ausschließlich Erstlingswerke gezeigt werden, darf man unter anderem auf Constanze Klaues Film »Mit der Faust in die Welt schlagen« gespannt sein. In der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Lukas Rietzschel geht es um radikalisierte Jugendliche in Sachsen.

In der Reihe »Panorama« befasst sich Martina Priessner mit dem rassistischen Brandanschlag in Mölln. In der Reihe »Berlinale Special« wird in »Das Deutsche Volk« die Geschichte der Angehörigen der Opfer und der Überlebenden der rassistischen Bluttat 2020 in Hanau erzählt.

Claude Lanzmann und Nick Cave

Auch »All I Had Was Nothingness« sollte man nicht verpassen: 40 Jahre nach der Veröffentlichung von Claude Lanzmanns Werk »Shoah« zeigt Guillaume Ribot, wie der Regisseur einst damit rang, das Unaussprechliche zu erzählen. Auch »Shoah« aus dem Jahr 1985 wird auf der Berlinale zu sehen sein.

Wer sich schon länger über die Absehbarkeit der zeitgenössischen Rockmusik ärgert und auch mit Neil Youngs neuem Song »Big Change« wenig anfangen kann, dem sei Ian Whites Dokumentarfilm »Mutiny in Heaven: The Birthday Party« über die Anfänge von Nick Cave empfohlen.

Frühe Aufnahmen der unberechenbaren Live-Auftritte von Caves erster Band The Birthday Party, Fotos sowie Interviewschnipsel und toll animierte Comic-Sequenzen zeichnen den Weg der Band nach – von Australien nach Europa, über London schließlich nach Berlin. Immer fucked und drugged-up.

Eine fast mythisch anmutende Erzählung des Post-Punk in einer Welt zwischen den Swans und Jesus Lizard. Diese Band ist wirklich dorthin gegangen, wo es weh tut.