Jungle+ Artikel 30.01.2025
Der Roman »Die Projektoren« von Clemens Meyer verhandelt Krieg

In den Bergen

Von sich Reden machte der Leipziger Schriftsteller Clemens Meyer, als er kürzlich lautstark gegen die Entscheidung der Jury des Deutschen Buchpreises protestierte, seinen Roman »Die Projektoren« nicht auszuzeichnen. Das Buch widmet sich Kriegen – fiktiven wie realen –, deren Schauplatz das Velebit-Gebirge in Kroatien ist.
Buchkritik

Einen Roman über Indianer zu veröffentlichen, scheint im Jahr 2024 eine nicht unbedingt zeitgemäße Idee zu sein. In Clemens Meyers Roman »Die Projektoren« wimmelt es trotzdem von Indianern oder zumindest von jenen, die sich für solche halten, über sie schreiben oder sie in Filmen darstellen. Es soll hier aber gar nicht um die Ureinwohner Amerikas gehen oder um die deutsche Obsession mit ihnen, sondern um Meyers Feststellung, dass das Velebit-Gebirge in Kroatien im Laufe des 20. Jahrhunderts sowohl Schauplatz realer kriegerischer Auseinandersetzungen als auch für Dreharbeiten einiger Karl-May-Filme war, was ihm Anlass genug bot, von den absurden Zufällen der Geschichte zu erzählen.

Meyer schreibt gerne über abseitige Gestalten, über Vagabunden und Hinterlassene – und von Gewalt: körperlicher, subtiler, vom Staat und der Mehrheitsgesellschaft veranlasster und, nicht zuletzt, von männlicher Gewalt. Einen lesenswerten Roman zu schreiben, in dem die Kriege Europas des langen 20. Jahrhunderts eine wiederkehrende Rolle spielen, scheint daher nur folgerichtig. Die Frage ist: Gelingt es ihm?

Nach Ansicht der Jury des Deutschen Buchpreises 2024 gelingt es ihm jedenfalls gut genug, um »Die Projektoren« für den Buchpreis zu nominieren – um den Preis auch zu erhalten, reichte es aber nicht. Das verleitete Meyer im vergangenen Oktober während der Preisverleihung dazu, in den Raum zu rufen, dass die Entscheidung gegen sein Buch eine »Schande« sei, um anschließend die Veranstaltung zu verlassen.

Selbstverständlich handelt der Roman nicht nur vom Krieg. Neonazis, Karl May und Insassen einer Irrenanstalt, Völkerkundler, ein Sensibilisierungs­beauftragter sowie eine Professorin bestimmen ebenso die Handlung.

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