06.02.2025
Ein Kurzwort macht die Runde: Aber was genau ist eigentlich dieses »Tech«?

Sie nennen es Tech

Sprachkolumne. Ein Kurzwort mit vier Buchstaben, das mächtig auf Zack ist.

Gerade sind sie in aller Munde: die Tech-Milliardäre, Tech-Größen, ach was: Tech-Giganten, ja, Tech-Titanen, will sagen: die Tech-Elite, bestehend aus Tech-Genies und Tech-Visionären. Klar, wer steht nicht auf ein bisschen selbstherrliches Übermenschentum, wer projiziert nicht gern die ­eigenen Allmachtsphantasien auf jene postmodernen Halbgötter, die Masters of the Metaverse, deren Privatvermögen der kombinierten jährlichen Wirtschaftsleistung von ein paar Dutzend shithole countries entspricht. Aber – was ist das eigentlich: Tech?

Offenkundig ist es zunächst einmal die Abkürzung für »Technologie«, denn in der Zeit, die es braucht, um dieses altmodische Wortungetüm auszusprechen oder zu tippen, kann ein Tech-Prometheus mehrere Milliarden verdienen und eine Regierung stürzen, und zwar mit einem einzelnen Daumen auf dem Smartphone tippend, während er sich mit der anderen Hand den Hintern abwischt.

Früher hieß Tech IT

Aber nicht jede Technologie ist Tech. Biotechnologie zum Beispiel ist Biotech; und Boomer-Branchen, die mit Technik im archaischen, also analogen Sinn zu tun haben, sind es nicht einmal wert, sie als Paleotech zu beschimpfen.

Früher hieß Tech IT. In den neunziger und nuller Jahren klang das cool, modern und einträglich. IT war aber auch nerdig (damals verstand man unter Nerds noch intelligente, an Technik oder Sachbüchern interessierte Brillenträger, die in der Schule verprügelt wurden, nicht eskapistische Marketingopfer, die ihre Köpfe manisch von allerlei Sci-Fi-, Fantasy- und Superhelden-Franchises befüllen lassen).

Der Tech-Bro von heute möchte keineswegs mit einem eierköpfigen Beta-Cuck verwechselt werden, denn er weiß, dass sich Erfolg nicht geistigen Gaben, sondern dicken Eiern und Ellenbogen aus Titanstahl verdankt.

Der Tech-Bro von heute möchte keineswegs mit einem eierköpfigen Beta-Cuck verwechselt werden, denn er weiß, dass sich Erfolg nicht geistigen Gaben, sondern dicken Eiern und Ellenbogen aus Titanstahl verdankt; der Anteil des Gehirns beschränkt sich auf jene Prise Psychopathie und Größenwahn, die echte Führungskräfte auszeichnet.

Das trockene »IT« taugt deshalb nicht mehr. Man könnte es zu »Infotech« erweitern, doch das klingt zu bescheiden und hat wieder zu viele Buchstaben. Also wird gleich »Tech« schlechthin usurpiert, als verdiente alles, was nicht mit Mikrochips und Algorithmen zu tun hat, es gar nicht mehr, Technologie genannt zu werden.

Ohnehin ist am Ende nebensächlich, was diese ganzen Konzerne, die man zusammengekauft hat, wirklich machen, solange sie nur unfassbar viel Geld und Macht abwerfen. So kommt es auch weniger auf die Wortbedeutung an als darauf, dass sich »Tech« so zackig anhört, wie die Sig-Rune aussieht.