Jungle+ Artikel 27.02.2025
Im mexikanischen Chiapas sorgt der Mord an einem Pfarrer und Menschenrechtler für anhaltende Proteste

Der Preis der Straffreiheit

Das organisierte Verbrechen hat den südmexikanischen Bundesstaat Chiapas fest im Griff. Einer, der seit Jahren unermüdlich Widerstand leistete und sich für die Rechte der Indigenen einsetzte, Pfarrer Marcelo Pérez Pérez, wurde im Oktober 2024 ermordet.
Reportage
Von Anne Haas

San Cristóbal de Las Casas. Drei Monate nach dem Mord an dem indigenen Pfarrer Marcelo Pérez Pérez, schallen laute Kinderstimmen durch die Fußgängerzone von San Cristóbal de Las Casas im südmexikanischen Chiapas. »Nein zum organisierten Verbrechen! Nein zu den gewaltsamen Vertreibungen! Nein zur Narco-Politik!« Die drei jungen Ministrant:innen, traurig und wütend zugleich, haben das Mikrophon der kleinen Demonstration an sich genommen und geben es nicht mehr her. Sie und rund 500 weitere Menschen erinnern die Stadt an den ermordeten Padre, der zeitlebens den Widerstand gegen die Gewalt in Chiapas unterstützte. An diesem Tag, dem 16. Januar, wäre sein 51. Geburtstag gewesen.

Am 20. Oktober 2024 hielt Padre Marcelo eine Messe im Stadtteil Cuxtitali, am östlichen Rande von San Cristóbal. Politisch organisierte Be­wohn­er:in­nen des barrio hatten den bekannten Pfarrer in die örtliche Kirche eingeladen. Er hatte sie seit Monaten in ihrem Kampf um den Erhalt der letzten wichtigen Feuchtgebiete in der an Wassermangel leidenden Stadt unterstützt. Als er die Kirche verließ, wurde Padre Marcelo beim Starten seines Autos niedergeschossen. Er war sofort tot. Der Täter flüchtete mithilfe eines Komplizen auf einem Motorrad.

Die Tatsache, dass Padre Marcelo aus einer indigenen Familie stammte, Tsotsil sprach und die lokalen Strukturen kannte, machte ihn zu einem Vermittler zwischen den indigenen Gemeinden und den staatlichen Autoritäten.

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