»Zwei der Täter haben sich bei uns gemeldet«
Was ist passiert?
Gegen 0.45 Uhr haben fünf Männer die Tür zur Kneipe aufgetreten und Menschen im Eingangsbereich mit Flaschen beworfen. Die Anwesenden konnten jedoch ein Eindringen verhindern. Die Täter verschwanden dann, kamen jedoch wieder, bewarfen das Haus mit Steinen und rissen ein Anti-AfD-Plakat ab. Wir konnten den Angriff auf das Haus filmen. Das hat einen der Angreifer so geärgert, dass er die Polizei rief und behauptete, sie seien aus dem Haus angegriffen worden. Er hoffte wohl, dass die Polizei das Video beschlagnahmt. Die hat aber nur Spuren des Angriffs gesichtet und die Anzeige des Täters aufgenommen. Das Video haben wir dann veröffentlicht.
Ihr habt nicht die Polizei gerufen?
Nein. Wir haben kein Vertrauen in deren Arbeit und fanden sie in der Situation nicht hilfreich. Wir wollten das selbst klären. Nicht im Sinne von Selbstjustiz, sondern so, wie wir es getan haben, indem wir das Video öffentlich gemacht haben.
Welche Erfahrungen habt ihr mit Angriffen auf das AZ?
In den vergangenen Jahren war es recht ruhig. Der letzte große Angriff fand 2018 statt. Damals überfielen zehn vermummte Nazis das AZ, verletzten eine Genossin und verwüsteten die Einrichtung. Seither gab es gelegentlich Bedrohungen und Beleidigungen.
»Man muss handeln, wenn was passiert. Nicht wegsehen, sich nicht verstecken, in die Öffentlichkeit gehen.«
Wie entwickelt sich gerade die rechtsextreme Szene in eurer Gegend?
Im vergangenen Jahr haben sich rechte Jugendgruppen gebildet, die aber schnell von Antifas geoutet wurden und sich seither ruhig verhalten. Aber die Täter von 2018 sind auch wieder aktiv und treten aggressiv und gewaltbereit in der Öffentlichkeit auf. Deswegen rechnen wir damit, dass es in den nächsten Tagen und Wochen zu weiteren Angriffen kommen kann.
Erfahrt ihr Unterstützung?
Wir haben nach dem Angriff sehr viel Support bekommen. Das Aktionsbündnis Solidarisches Salzwedel und ein Nachbarschaftsverein haben uns angeboten, Geld zu spenden. Aber es geht nicht nur um Geld. Es wollen sich mehr Leute im AZ einbringen oder uns bei Sicherheitsmaßnahmen unterstützen. Wir haben auch viele Infos zu den Tätern bekommen. Und sehr viele Leute haben, nachdem das Video von dem Überfall veröffentlicht war, diesen verurteilt. In den sozialen Medien gab es große Empörung über den Angriff.
Bewirkt das etwas?
Offensichtlich ja. Zwei der Täter haben sich bei uns gemeldet und wollten sich erklären. Sie haben erzählt, dass sie in sozialen Medien, aber auch im Freundeskreis damit konfrontiert wurden, dass sie Scheiße gebaut haben. Das ist schön zu sehen, dass der öffentliche Druck die Angreifer in Erklärungsnot bringt.
Welche Erfahrung aus den Auseinandersetzungen mit der extremen Rechten ist aus eurer Sicht besonders wichtig?
Man muss handeln, wenn was passiert. Nicht wegsehen, sich nicht verstecken, in die Öffentlichkeit gehen. Wir müssen den Nazis zeigen, dass wir da sind, und dem Rest der Welt auch. Nach dem Angriff 2018 waren wir sehr defensiv, das hat uns nicht geholfen.