06.03.2025
Theresa Serber, Feminism Unlimited, im Gespräch über antisemitismuskritischen Feminismus und den Protest am 8. März

»Natürlich gab’s ›hate‹ gegen uns«

Das Bündnis Feminism Unlimited ruft zum zweiten Mal zu einer feministischen Demonstration am 8. März, dem internationalen Frauentag, auf – diesmal nicht nur in Berlin, sondern in verschiedenen Städten, darunter Wien und Regensburg. Die »Jungle World« sprach mit Theresa Serber von Feminism Unlimited über die Notwendigkeit eines feministischen Bündnisses, das sich gegen patriarchale Gewalt, rechten Anti­feminismus und LGBT-Feindlichkeit stellt und dabei entschieden gegen Antisemitismus eintritt.

Was hat euch zur Gründung eures Bündnisses bewogen?
Unser Bündnis hat spontan zusammengefunden – als Reaktion darauf, dass in feministischen Kreisen die sexualisierte Gewalt beim Massaker der Hamas am 7. Oktober geleugnet und verharmlost wurde. Wir wollten am 8. März 2024 eine Demonstration abhalten, bei der solche antisemitische Entsolidarisierung keinen Platz hat und bei der feministische Grundprinzipien ohne Ausnahmen gelten. Für uns steht fest: Wir glauben allen Betroffenen von sexualisierter Gewalt! Unsere universelle Solidarität gilt allen Flinta* weltweit. Dafür bleibt es wichtig, Rassismus, Anti­semitismus, Transfeindlichkeit und alle anderen Ungleichheitsideologien entschieden zu kritisieren – auch wenn diese aus den vermeintlich eigenen Reihen kommen.

Warum ruft ihr jetzt zu einer deutschlandweiten Organisierung auf?
Gerade jetzt, in Zeiten des erstarkenden Antifeminismus und der steigenden Queerfeindlichkeit, ist klar, dass wir sichtbar, handlungsfähig und mehr werden müssen. Wir rufen daher alle, die unseren Konsens teilen, dazu auf, auch in anderen Städten ein lokales Feminism-Unlimited-Bündnis zu schaffen. Für universellen Feminismus – ob unter dem Namen Feminism Unlimited oder einem anderen – könnt ihr nicht nur in Berlin, sondern auch in Wien, München, Leipzig, Freiburg, Regensburg und allen anderen Städten am 8. März auf die Straße gehen.

»Wir rufen alle, die unseren Konsens teilen, dazu auf, auch in anderen Städten ein lokales Feminism-Unlimited-Bündnis zu schaffen. Für universellen Feminismus könnt ihr nicht nur in Berlin, sondern auch in Wien, München, Leipzig, Freiburg, Regensburg und allen anderen Städten am 8. März auf die Straße gehen.«

Was hat sich seit eurer ersten Demonstration politisch in Deutschland verändert?
Wir sehen eine Verschiebung nach rechts. Autoritäre Antworten sind in der Politik längst an der Tagesordnung: Union und FDP paktieren offen mit der faschistischen AfD, während SPD und Grüne in die ­rassistischen Tiraden mit einstimmen. Die Auswirkungen dieses rechten Klimas sind allseits spürbar, etwa beim Anstieg queerfeindlicher, antisemitischer und rassistischer Vorfälle. Die Lage von Frauen und Queers wird immer prekärer: Frauenhausplätze fehlen, queere Zentren schließen, Sozialleistungen werden abgebaut. Insbesondere Geflüchtete sind Zielscheibe für Hass und Gewalt. Was wir erleben, ist eine entfesselte rassistische und patriarchale Entwicklung, und zwar weltweit. Deshalb legen wir in diesem Jahr den Fokus auch auf globale feministische Kämpfe.

Wie ist das Verhältnis zu anderen Linken? Welche Reaktionen gab es auf eure Initiative?
Natürlich gab’s hate gegen uns. Allerdings haben das positive Feedback, die konstruktive Kritik und der Erfolg auf der Straße mit Abstand überwogen. Wir waren vollkommen überwältigt davon, im vergangenen Jahr in Berlin mit fast 10.000 Menschen auf der Straße zu stehen. Auch dieses Jahr wollen wir dem Patriarchat gemeinsam den Kampf ansagen. Kommt daher mit uns am 8. März überall auf die Straße: für universellen und antifaschistischen Feminismus!

Zum Demo-Aufruf von »Feminism Unlimited«