Homestory #10/2025
Leserbriefschreiber seien eine ähnlich seltsame Spezies wie die Verfasser von offenen Briefen, meinte ein Kollektivmitglied kürzlich, entsprechend eigenartig sähen ihre Produkte aus. Tatsächlich trudeln bei Ihrer Lieblingszeitung viele Botschaften ein, die das bestätigen.
»Linksgrün ideologisch faschistischer Journalismus« sei das, was wir machen, war in einer Mail zum Beispiel kürzlich zu lesen. Viele Nachrichten, die wir erhalten, sind sehr freundlich, einige sind kritisch, aber trotzdem lesenswert. Oft seien es aber nur Beschimpfungen und wenig hilfreiche Besserwisseranmerkungen, meint eine Kollegin.
Ein Kollege aus dem Layout findet es schade, dass man so selten Rückmeldung von den Leserinnen und Lesern erhalte. Haben die Leute das Layout und die Bilder nachvollziehen können?
Früher brauchte man eine Druckerpresse, um seine Meinung der Öffentlichkeit kundzutun, heutzutage kann jeder leicht das Internet vollschreiben. Das bedeutet auch, dass der gute alte Leserbrief weitestgehend durch Online-Kommentare ersetzt worden ist. Auch dort wird viel geschimpft, nur meistens mit schlechterer Rechtschreibung und Grammatik als früher. Die meisten negativen Online-Kommentare brauche man allerdings nicht groß ernst nehmen, weil direkt erkennbar sei, dass ihre Verfasser den Text, über den sie schimpfen, gar nicht gelesen haben, meint ein Kollege. Diesen Anteil schätzt er auf gut 80 Prozent. Warum die Leute trotzdem ihren Senf zu allem Möglichen dazugeben wollen, sei ihm schleierhaft.
Ein Kollege aus dem Layout findet es allerdings schade, dass man so selten Rückmeldung von den Leserinnen und Lesern erhalte. Haben die Leute das Layout und die Bilder nachvollziehen können? Da würde man gerne mal nachfragen, so der Kollege.
Das Prinzip vox populi, vox dei gestaltet sich allerdings schwierig, weil sich natürlich auch das Kommentariat nie einig ist. »Ihr liefert gerade einen Banger nach dem anderen ab. Letzte Stimme linke Restvernunft«, war auf Instagram unter einem kurz vor der Bundestagswahl erschienenen, kritischen Artikel zur Linkspartei zu lesen. Danke für die Blumen!
Ein anderer Kommentator meinte jedoch: »Ihr müsst echt einfach mal vor die Tür gehen und bissel Luft schnappen.« Das war wohl als Kritik gemeint, nicht als netter Ratschlag – den freilich jeder ab und zu befolgen sollte. Vor allem, wenn man sich dabei ertappt, auf Instagram Kommentare zu hinterlassen.