»Eine Tragödie, die bis heute kaum aufgearbeitet ist«
Bis vor wenigen Jahrzehnten gab es im gesamten Nahen und Mittleren Osten große jüdische Gemeinden, die heute weitgehend verschwunden sind. Die Geschichte von Vertreibung und Verfolgung beginnt aber schon vor der israelischen Staatsgründung 1948.
Es ist wichtig zu betonen – und dies wird in Europa oft verdrängt –, dass die Geschichte des Judentums nicht erst seit dem 19. oder 20. Jahrhundert von Verfolgung, Emigration und Vertreibung geprägt ist, sondern dies seit den Anfängen des Judentums eine Realität darstellt.
Ein frühes, einschneidendes Ereignis war die Zerstörung des israelischen Nordreichs durch die Assyrer um 722 v. d. Z., die mit Deportationen und Fluchtbewegungen verbunden war. Es folgte das sogenannte babylonische Exil, das seinen Ausgang mit der Eroberung Jerusalems durch die Babylonier 597 v. d. Z. und der Zerstörung des Ersten Tempels im Jahr 586 v. d. Z. nahm. Nach der Eroberung Babylons durch den persischen König Kyros II. verblieb ein Teil der jüdischen Bevölkerung im heutigen Irak, wo eine kontinuierliche jüdische Präsenz bis ins 20. Jahrhundert nachweisbar ist. Andere Juden wanderten in verschiedene Richtungen aus, etwa nach Persien, Zentralasien oder in den Jemen, wo sich bedeutende jüdische Gemeinden bildeten. Ein weiterer Teil kehrte mit der Erlaubnis der persischen Herrscher in das Gebiet des heutigen Israel zurück.
Die Zerstörung des Zweiten Tempels durch die Römer im Jahr 70 n. d. Z. stellt eine weitere wichtige Zäsur dar. Die darauffolgenden jüdischen Aufstände gegen die Römer führten abermals zu massiven Fluchtbewegungen, die sich diesmal auch verstärkt in westliche Regionen wie Marokko richteten, wo sich über die Jahrhunderte hinweg eine bedeutende jüdische Gemeinschaft etablierte.
»Innerhalb der arabischen Länder gab es große Unterschiede im Rechtsstatus der jüdischen Gemeinden.«
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