03.04.2025
Der Vorsitzende der CHP, Özgür Özel, tritt dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan entgegen

Kämpferischer Stellvertreter

Seit knapp zwei Wochen demonstrieren in Istanbul und anderen großen Städten des Landes Hunderttausende gegen die Inhaftierung von Ekrem İmamoğlu, dem Präsidentschaftskandidaten der Oppositionspartei CHP für die Wahl 2028. Der CHP-Vorsitzende Özgür Özel ist einer der Anführer der Proteste.

Der türkische Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan hat die Rechnung wohl ohne die Opposition gemacht: Seit knapp zwei Wochen demonstrieren in Istanbul und anderen großen Städten des Landes Hunderttausende gegen die Inhaftierung von Ekrem İmamoğlu, dem Präsidentschaftskandidaten der Oppositionspartei CHP für die Wahl 2028. Im Zuge der Proteste sind bisher etwa 2.000 Menschen festgenommen worden.

Doch die Opposition lässt sich nicht einschüchtern. »In jeder Stadt, in die wir kommen, werden wir die größten Kundgebungen in ihrer Geschichte abhalten«, sagte Özgür Özel der BBC.

Özel ist seit 2023 Vorsitzender der CHP. Der gelernte Apotheker galt bisher als unscheinbarer Technokrat. Nun führt er nicht nur die Partei, sondern auch die Proteste zur Freilassung İmamoğlus an.

Özel kündigte an, dass die Proteste so lange weitergehen werden, bis Erdoğan entweder die Präsidentschaftswahl vorzieht oder İmamoğlu aus dem Gefängnis entlässt.

Er beteiligt sich an der Besetzung des Istanbuler Rathaus, in dem İmamoğlu bis zu seiner Festnahme am 19. März als Oberbürgermeister regierte. Er spricht auf Demonstrationen, fordert den Boykott von regierungsnahen Medien und Unternehmen und hat trotz Versammlungsverbots am Samstag zur bisher größten Demonstration in Istanbul aufgerufen. Nach Angaben der CHP kamen zweieinhalb Millionen, internationale Medien sprechen von Hunderttausenden.

Özel kündigte an, dass die Proteste so lange weitergehen werden, bis Erdoğan entweder die Präsidentschaftswahl vorzieht oder İmamoğlu aus dem Gefängnis entlässt. Für eine entsprechende Petition wurden auf der Demonstration am Samstag Unterschriften gesammelt.

Auch in die Provinzen will die CHP die Proteste tragen. Den Anfang machte ein Besuch Özels am Sonntag im religiös-konservativ dominierten Trabzon an der Schwarzmeerküste. Am Montag traf er in Cevizli bei Akçaabat ein, dem Herkunftsdorf İmamoğlus. Später wurden im Stadtpark der Provinzhauptstadt Trabzon während des Zuckerfests weitere Unterschriften für die Petition gesammelt.

Sollte die Wahlkommission den am 23. März mit über 90 Prozent der Stimmen zum Präsidentschaftskandidaten der CHP gewählten İmamoğlu nicht zulassen, hat Özel indirekt schon sich selbst ins Spiel gebracht. Denn dann würde seine Partei jemanden »in İmamoğlus Namen« aufstellen.