Jungle+ Artikel 17.04.2025
Das fragwürdige Verhältnis der ­sächsischen AfD zum 8. Mai 1945

Deutsche Bedenken

Für die sächsische AfD war der 8. Mai kein Tag der Befreiung. Mit ihrer Argumentation steht sie in der Tradition der extremen Rechten seit 1945.

Der 8. Mai ist in Sachsen nun offiziell ein Gedenktag. An dem Tag wird an die Befreiung vom Nationalsozialismus erinnert. Einem entsprechenden Gesetzentwurf der Linkspartei hat die Mehrheit der Fraktionen im Sächsischen Landtag Ende März zugestimmt – mit Ausnahme der AfD. Zuvor hatte die Partei noch versucht, per Änderungsantrag den Gesetzentwurf einige Worte hinzufügen, und auch ein »Gedenken an die Opfer von Krieg, Flucht und Vertreibung« gefordert. Allerdings ohne Erfolg: einen solchen Gedenktag gibt es bereits am 20. Juni.

Zwar sei der 8. Mai 1945 für »KZ-Häftlinge und politisch Verfolgte« ein Tag der Befreiung gewesen, sagte Sebastian Wippel (AfD) in der Plenarsitzung am 26. März, nicht aber für den Osten des Landes. Dort markiere der 8. Mai »den Beginn der zweiten Diktatur auf deutschem Boden«.

Mit ähnlicher Intention fuhr er unter Bezug­nahme auf den Historiker Hubertus Knabe fort, aus dessen Buch »Tag der Befreiung? Das Kriegsende in Ostdeutschland« er großzügig zitierte, um vermeintliches (ost)deutsches Leid ­gegen das der Verfolgten des NS-Regimes aufzurechnen und schließlich auf die Losung zu kommen: »Nie wieder Sozialismus, ganz gleich, ob braun oder rot.« Die »sogenannten Befreier« hätten nicht aus reiner Menschlichkeit gehandelt, sondern ihrerseits »imperialistische Ambitionen« verfolgt. Damit suggerierte er eine Gleichartigkeit von Nationalsozialismus und DDR, eine Vorstellung, die nationalsozialistische Verfolgungs- und Vernichtungspolitik ausblendet – was zwangsläufig zu einer Relativierung der NS-Verbrechen führt.

Frühe rechtsextreme Parteien, die teilweise mit Vertriebenengruppen zusammen­arbeiteten, betonten das vermeintlich verdrängte Leid der Deutschen und logen sie damit von Tätern zu Opfern um.

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