Die Kritik ist wahr
»Wir sind eine kontrovers gelesene Bar«, hieß es zur Begrüßung am Mittwochabend vergangener Woche in der Programmschänke »Bajszel« in Berlin-Neukölln. Als wäre das eine Prophezeiung gewesen, sollte der Abend später mit einem größeren Polizeieinsatz und viel Geschrei enden. Wegen ihrer israelsolidarischen Haltung ist die Bar regelmäßig Ziel von Angriffen. Erst wenige Tage zuvor hatten zwei junge Frauen, die eine Palästina-Flagge mit sich trugen, Mitarbeiter der Kneipe als »Kindermörder« und »Juden« bezeichnet.
Die Veranstaltung an diesem Mittwochabend erhitzte erneut die Gemüter. Unter dem etwas sperrigen Titel »Kritik am Bericht zur Muslimfeindlichkeit und am Analysekonzept Antimuslimischer Rassismus« diskutierte ein Podium den Einfluss des politischen Islam, die Möglich- beziehungsweise Unmöglichkeit von Religionskritik und Phänomene der Muslimfeindlichkeit. Auf dem Flyer dazu war eine Karikatur des französischen Satiremagazins Charlie Hebdo abgebildet.
Zu Gast waren die Integrationsbeauftragte des Bezirks Neukölln, Güner Balcı, der Queerbeauftragte der liberalen Ibn-Rushd-Goethe-Moschee, Tugay Saraç, Ali Toprak, Repräsentant der Kurdischen Gemeinde Deutschlands, und Rebecca Schönenbach, die Expertin für Terrorismusanalyse ist und den Verein »Frauen für Freiheit« leitet.
Die Podiumsgäste betonten wiederholt die Gefahr für Migranten, in diesem Land Opfer von Rassismus zu werden, und verurteilten muslimfeindliche Übergriffe. Währenddessen schallte es von der Straße her »Alerta antifascista«.
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