Jungle+ Artikel 17.04.2025
Die Folgen der Niederlage gegen Deutschland beim Finale der Fußball-WM 1954 für Ungarn

Die Tragödie von Bern

Der Sieg der bundesdeutschen Nationalmannschaft über Ungarn bei der Fußball-WM 1954 wurde ­hierzulande als »Wunder von Bern« gefeiert. Bei den vom stalinistischen Regime geplagten Ungarn kam die unerwartete Niederlage nicht gut an, es kam zu tagelangen Krawallen.

Die ungarischen Fußballnationalspieler feierten in der Nachkriegszeit einen Sieg nach dem anderen. Die durchpolitisierte Sportpresse vermittelte den heimischen Fans das Gefühl, jedes Tor sei ein schwerer Schlag gegen den Kapitalismus. Auch wenn man nicht persönlich dabei sein konnte – Fernsehübertragungen gab es noch nicht, und bei den Heimspielen konnten nur wenige Zehntausend anwesend sein –, fühlte man sich beim Radiohören fast wie auf der Tribüne. Der Fußball half den Menschen, die Tristesse des Alltags und die Unterdrückung zu vergessen.

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz galt die ungarische Nationalelf als klarer Favorit. Seit 1950 hatte sie kein Länderspiel verloren. Bis zum 6:3-Auswärtssieg der ungarischen »Goldenen Mannschaft« 1953 in Wembley hatte noch kein Nationalteam aus Kontinentaleuropa die Engländer, die Erfinder des Fußballs, in diesem Stadion besiegen können. Die Stärke der Ungarn wurde mit einem 7:1-Kantersieg im Rückspiel in Budapest bestätigt. Es schien, als seien die Magyaren nicht zu stoppen.

Nach der Niederlage im Finale sagte der General­sekretär der Partei der Ungarischen Werk­tätigen, Mátyás Rákosi: »Genossen, niemand braucht Angst zu haben, dass die verlorene Weltmeisterschaft Konsequenzen haben wird.« Damit war allen klar, dass sie sich von nun an Sorgen machen mussten.

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