Die Querfrontprozession
Der Höhepunkt im Jahreskalender der deutschen Friedensbewegung liegt im Frühjahr. In Anlehnung an eine Demonstration gegen nukleare Aufrüstung, die an Ostern 1958 in Großbritannien stattfand, gibt es seit den sechziger Jahren in der Bundesrepublik sogenannte Ostermärsche. Ausgerichtet werden sie vor allem von christlichen und gewerkschaftlichen Kreisen sowie Resten der westdeutschen Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) und ihres Umfelds.
Auch in diesem Jahr fanden wieder an 100 Orten Ostermärsche statt. In einer Pressemitteilung zeigte sich Kristian Golla vom Netzwerk Friedenskooperative, das als Vernetzungs- und Koordinationsstelle der Ostermärsche fungiert, zufrieden: »Die Ostermärsche haben ein deutliches Signal für Frieden, Diplomatie und Abrüstung und gegen die Aufrüstungspläne der kommenden schwarz-roten Koalition gesetzt.« Mit mehreren Zehntausend Teilnehmer:innen seien die Demonstrationen etwas größer gewesen als im Vorjahr.
In Dresden begrüßte der Kabarettist Uwe Steimle in seiner Rede seinen »Freund« Tino Chrupalla, den Co-Vorsitzenden der AfD.
An die Ostermärsche versucht seit einigen Jahren die sogenannte Querdenkerszene anzudocken. In Dresden rief Marcus Fuchs, eine lokale Führungsfigur dieser Szene, zu einer »Friedensprozession« auf, und es gelang ihm, für diese eine ganze Reihe abgehalfterter Prominenter als Mitwirkende zu gewinnen. Darunter waren der sächsische Kabarettist Uwe Steimle, der einstige Fernsehpfarrer Jürgen Fliege, der Komiker Dieter Hallervorden, der Dirigent Justus Franz, die Politologin Ulrike Guérot und der einstige Musikproduzent und ehemalige Bundestagsabgeordnete der Linkspartei, Diether Dehm.
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