24.04.2025
Anna Tatar von der Organisation Nigdy Więcej im Gespräch über die Popularität des Attentäters Janusz Waluś in Polen

»Janusz Waluś zeigt bis heute keine Reue«

Janusz Waluś war 1981 von Polen nach Südafrika ausgewandert. Der Verfechter der Apartheid ermordete 1993 einen prominenten Kämpfer gegen das erodierende rassistische System. In Polen wird er von Rechten und Rechtsextremen geradezu verehrt. Die »Jungle World« sprach mit Anna Tatar von der politisch unabhängigen Organisation Nigdy Więcej (Nie wieder) über den öffentlichen Zuspruch für Waluś. Anfang April hatte die Organisation, die sich gegen Rassismus und Antisemitismus in Polen einsetzt, einen Report zum Thema veröffentlicht.

Was hat es mit Janusz Waluś und dem öffentlichen Zuspruch für ihn auf sich?
Janusz Waluś ist 1981 als Arbeitsmigrant von Polen nach Südafrika ausgewandert. Kurze Zeit später schloss er sich südafrikanischen Nationalisten an und agierte gegen die Abschaffung des Apart­heidregimes. 1993 schließlich verübte er ein Mordattentat auf Chris Hani, einen prominenten Vertreter des African National Congress (ANC) und Weggefährten Nelson Mandelas. Dafür erhielt er die Todesstrafe, die in eine Gefängnisstrafe umgewandelt wurde. Nach dem Ende seiner Haftstrafe wurde er vergangenen Dezember nach Polen überführt. Seitdem solidarisieren sich Rechte und Rechtsextreme mit ihm.

Warum erfährt er derart viel Unterstützung von der breit gefächerten Rechten in Polen?
Die Verehrung für Waluś war schon in den vergangenen Jahren beschämend groß. Während seiner 29jährigen Haftstrafe avancierte er förmlich zur Symbolfigur der Rechten. So haben zum Beispiel Fußball-Hooligans von Lechia Gdańsk regelmäßig ein Banner mit seinem Konterfei und dem Spruch »Stay strong, brother!« in Stadien gezeigt. Die Billigung von Straftaten ist verboten, aber weder Fußballvereine noch Behörden reagieren auf unsere Beschwerden.

Fußball-Hooligans von Lechia Gdańsk haben regelmäßig ein Banner mit seinem Konterfei und dem Spruch »Stay strong, brother!« in Stadien gezeigt.

Nach Waluś’ Ankunft in Polen hat sich das noch verstärkt. Bei seinem Flug aus Südafrika begleitete ihn der ultrarechte Europaabgeordnete Grzegorz Braun, der auch bei der polnischen Präsidentschaftswahl kandidiert. Waluś wurde seitdem bei mindestens zwei Wahlveranstaltungen Brauns gesichtet. Dieser ist ein langjähriger Unterstützer von Waluś und hat schon 2017 gefordert, dass die polnische Regierung sich für eine Haftentlassung einsetzt. Es wurden auch Kundgebungen vor der südafrikanischen Botschaft in Warschau veranstaltet.

Gibt es bei der polnischen Rechten über den Fall Waluś hinaus eine Affinität zum bis 1994 bestehenden südafrikanischen Apartheidregime?
Rechtsextreme Organisationen wie die Partei Narodowe Odrodzenie Polski (Nationale Wiedergeburt Polens) unterstützen Waluś seit Jahren. Vor kurzem veröffentlichte die rechtsextreme Website Nacjonalista.pl einen Beitrag über Eugène Terre’Blanche, der 1973 die neonazistische Burenbewegung Afrikaner Weerstandsbeweging (Afrikanische Widerstandsbewegung) gegründet hatte, die sich für den Erhalt der Apartheid einsetzte und mit der auch Waluś verbunden war.

Wird der Fall Waluś nur von linken Gruppen kritisch gesehen oder haben andere politische Kräfte sich auch ablehnend geäußert?
Waluś zeigt bis heute keine Reue. In zahlreichen Interviews verherrlicht er die Apartheid und den Rassismus. Ein Gespräch mit dem rechten Youtuber Krzysztof Stanowski – der ebenfalls als Kandidat bei den Präsidentschaftswahlen antritt – hat fast 800.000 Aufrufe. Darauf gab es viele Reaktionen von linken oder vielmehr demokratischen politisch Aktiven – und sogar eine Strafanzeige gegen Waluś. Wir begrüßen das, uns ist es aber vor allem wichtig, dass die Behörden endlich tätig werden und auch die Solidaritätsbekundungen mit dem Rassisten und Mörder Waluś strafrechtlich verfolgen.