Finito, Benito
»Ob es Antonio Scurati gefällt oder nicht – ich werde niemals ein Krieger sein, der sein Leben riskiert und andere Leben nimmt«, schrieb Simone Perotti mit etwas spöttischem Ton in der linksliberalen Tageszeitung Il Fatto Quotidiano vom 12. März. Perotti, der seit seinem Wandel vom Unternehmensberater zum »schreibenden Segler« (Bayerischer Rundfunk) gerne als politisches Gewissen der italienischen Linken auftritt, positionierte sich in seinem Meinungskommentar in Abgrenzung zum Romanautor Scurati als kompromissloser Pazifist, der sich allgemeiner Kriegsbegeisterung in Italien widersetze.
Anlass der Polemik war ein Artikel in La Repubblica vom 4. März 2025, in dem Scurati unter dem Titel »Wo sind nun die Krieger Europas?« die Frage nach der Verteidigungsfähigkeit der EU aufwarf und vor der Wehrlosigkeit gegenüber der russischen Aggression warnte. Auf einer von dem linken Journalisten Michele Serra initiierten Kundgebung, bei der sich am 15. März über 30.000 Menschen auf der Piazza del Popolo in Rom versammelten, fasste Scurati seine Haltung zum Krieg zusammen: »Den Krieg abzulehnen, bedeutet nicht, sich zu ergeben, untätig zu sein oder zu resignieren, und es bedeutet nicht, feige zu sein.«
Besonderen Ärger zieht Scurati in dieser Kontroverse auf sich, weil Teile der italienischen Linken von dem Autor wohl andere politische Schlüsse erwarten hätten. Seinen Essay in La Repubblica beendet Scurati mit dem Satz: »Der antifaschistische Widerstand erinnert uns daran, warum wir den Krieg ablehnen, lehrt uns aber auch, warum wir uns, wenn nötig, auf ihn vorbereiten müssen.« Dass er aus seiner intensiven Auseinandersetzung mit dem Faschismus keine radikalpazifistische Haltung, sondern die Forderung nach militärischer Wehrhaftigkeit ableitet, scheint für den friedensbewegten Teil der italienischen Linken unbegreiflich zu sein.
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