Der Katholikenzirkus ist in der Stadt
Rund 200 Menschen hatten sich zum Protest versammelt, darunter viele junge Frauen. Sie skandierten: »Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat«, und: »My body, my choice«, schwenkten Regenbogenfahnen und blickten den Polizeikräften entgegen, die sich vor ihnen aufgebaut hatten. So weit war gewöhnlich, was sich am Mittwoch vergangener Woche in der linksalternativ geprägten Universitätsstadt Stadt Göttingen abspielte.
Gar nicht gewöhnlich war allerdings das Schauspiel, das sich hinter der Polizeikette darbot. Ganze sieben junge Männer standen dort – so jung, dass man sich unweigerlich fragte, ob sie denn schon so ganz verstehen, was sie von sich gaben. »Ein Gott, ein Staat, ein Patriarchat«, riefen sie, und »Not your body, not your choice«. Ihre kurzen Haare streng zur Seite gegelt, die schmächtigen Körper steckten in Anzügen der Marke Erstkommunion, vor der Brust ein rotes Tuch und ein Banner, das ein gewagtes Versprechen zierte: »Beten und handeln, um die Sünde der Abtreibung zu stoppen – es funktioniert wirklich!«
In einem 2021 vom European Parliamentary Forum for Sexual & Reproductive Rights herausgegebenen Gutachten wird TFP als »transnationales religiös-extremistisches Netzwerk mit Wurzeln im katholischen Faschismus« bezeichnet.
Auf einer rund vier Meter hohen Flaggen prangten zudem die drei namensgebenden Leitwerte des obskuren Grüppchens, das hier zusammengekommen war, und sich »Deutsche Gesellschaft für Tradition, Familie und Privateigentum« schimpft und sich der »Verteidigung der höchsten Interessen der katholischen Sache und der christlichen Zivilisation« verpflichtet wähnt.
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