Angst vor dem Kollegen KI
Mitte April erschien die Süddeutsche Zeitung nicht im gewohnten Umfang. Das lag an einem Streik in der Zeitungsredaktion. Der Verlag hatte vor der Arbeitsniederlegung der Journalisten angekündigt, dass die Online-Berichterstattung, Newsletter und Podcasts der Süddeutschen Zeitung sowie ihr Social-Media-Auftritt ab dem 16. April eingeschränkt sein würden. In den Ausgaben der beiden folgenden Tage waren dann alle Ressorts der Zeitung kürzer und weniger aktuell als normalerweise. Die Lokalteile, die Münchner Kultur, das Fernsehprogramm und der Börsenteil entfielen vollständig.
Auch in Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein wurden Zeitungen wie die Kieler Nachrichten, die Stuttgarter Zeitung und die Lübecker Nachrichtenbestreikt. Schon im März hatte es Arbeitsniederlegungen bei Tageszeitungen im ganzen Bundesgebiet gegeben, der Schwerpunkt lag in Baden-Württemberg und Bayern.
»Keinesfalls darf es dazu kommen, dass ›Kollege KI‹ Redakteur:innen ersetzt.« Positionspapier des Deutschen Journalisten-Verbands
Die Streiks sollten Druck auf den Bundesverband der Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) ausüben. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hatte in den Tarifverhandlungen eine Gehaltserhöhung um 10,5 Prozent gefordert, der BDZV dies jedoch als zu hoch abgelehnt. Doch die Streiks scheinen etwas bewegt zu haben: »Die Tarifverhandlungen mit dem BDZV verlaufen nach einem zunächst schwierigen Start inzwischen durchaus konstruktiv und mit dem beiderseitigen Willen, zeitnah eine Einigung herbeizuführen«, sagt Gina Schad, die Pressesprecherin des DJV, auf Anfrage der Jungle World.
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