Unbeliebt wie der Schah
Seit die Fatah bei der Parlamentswahl in den palästinensischen Autonomiegebieten 2006 der Hamas unterlag, haben keine Parlaments- und Präsidentschaftswahlen mehr stattgefunden. Mahmoud Abbas verhängte nach Kämpfen zwischen der Hamas und der Fatah 2007 den Ausnahmezustand. Der mittlerweile 89jährige ist seit 2005 Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) und Vorsitzender der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) sowie seit 2009 Vorsitzender der Fatah, die von der PLO getragen wird. Manche sagen ihm eine Demenz nach.
Am 26. April wurde nun Abbas’ Kandidat für das neu geschaffene Amt des Vizepräsidenten der PLO von deren oberstem Exekutivorgan, dem Exekutivkomitee, bestätigt: dessen bisheriger Generalsekretär Hussein al-Sheikh. Damit hat er die besten Voraussetzungen, Abbas’ Nachfolger zu werden.
Bei vielen Palästinensern ist Sheikh extrem unbeliebt. In sozialen Medien wurde er als Subunternehmer Israels, unterwürfig und korrupt beschimpft.
Sheikh wurde 1960 in Ramallah im Westjordanland geboren. Als Jugendlicher schloss er sich der Fatah an, deren Mitglieder ab Mitte der sechziger Jahre zahlreiche Terroranschläge in Israel verübten. Von 1978 bis 1989 saß er in israelischen Gefängnissen ein. Der Grund ist nicht bekannt, auf der offiziellen Website der PLO ist von politischer Gefangenschaft die Rede – ein gebräuchlicher Euphemismus für die Haftzeiten verurteilter palästinensischer Terroristen.
Unter PLO-Funktionären verleiht ihm seine Gefangenschaft Ansehen, auch wenn er einen vergleichsweise engen Kontakt mit den israelischen Behörden pflegt. Denn Sheikh leitet seit 2007 die Behörde für Zivile Angelegenheiten im Westjordanland, die unter anderem Visa nach und mit Israel vermittelt. Wegen seiner relativ pragmatischen Zusammenarbeit mit Israel und seiner guten Verbindungen ins Ausland, insbesondere in die USA, erscheint er Abbas wohl als geeignet, um westlichen Regierungen und Geldgebern Reform- und Kompromissbereitschaft zu demonstrieren.
Bei vielen Palästinensern ist Sheikh extrem unbeliebt. In sozialen Medien wurde er als Subunternehmer Israels, unterwürfig und korrupt beschimpft. Ein US-Beamter äußerte vor zwei Jahren im US-Magazin Foreign Policy, Sheikh sei in etwa so beliebt wie der Schah am Vorabend der Revolution 1979.