15.05.2025
Die Euphorie über Hinweise auf außerirdisches Leben kommt etwas vorschnell

Lebenszeichen

Beim Exoplaneten K2-18b wurden Anzeichen für Leben gefunden, genauer gesagt: Hinweise auf eine Substanz namens Dimethylsulfid (DMS), die auf der Erde vor allem von Algen produziert wird. Warum das noch längst kein Grund für Alien-Euphorie ist.

Im vergangenen Jahr ging es in dieser Zeitung um die Suche nach außerirdischem Leben und die Hoffnung, diesem durch die Analyse der Atmosphären weit entfernter Planeten auf die Spur zu kommen. Die Vorhersage lautete damals: »In näherer Zukunft könnten auf diesem Weg potentielle Biosignaturen – also Substanzen, die, ganz vielleicht, durch den Stoffwechsel außerirdischer Organismen entstehen – entdeckt werden. Die Diskussion, ob die dann auch wirklich auf Leben hinweisen, dürfte sich hingegen länger hinziehen.«

Die Debatte darf nun als eröffnet gelten. Im April machte der 124 Lichtjahre entfernte Exoplanet K2-18b Schlagzeilen mit der Nachricht, Forschende hätten in seiner Atmosphäre mit Hilfe des James Webb Space Telescope (JWST) Anzeichen für Leben gefunden, genauer gesagt: Hinweise auf eine Substanz namens Dimethylsulfid (DMS), die auf der Erde vor allem von Algen produziert wird.

Meldungen mit einem derartigen Sensationspotential liefern stets eine Menge Anschauungsmaterial, wie Wissenschaftskommunikation nicht laufen sollte.

Meldungen mit einem derartigen Sensationspotential liefern stets eine Menge Anschauungsmaterial, wie Wissenschaftskommunikation nicht laufen sollte, und auch dieser Fall war keine Ausnahme. »Astronomen sind aus dem Häuschen«, meldete beispielsweise das Schweizer Nachrichtenportal 20 Minuten, und auch die wesentlich zurückhaltendere Schlagzeile des britischen Guardian, der von dem »deutlichsten Anzeichen« für außerirdisches Leben schreibt, das man bisher gefunden habe, lehnt sich recht weit aus dem Fenster, wenn man die Aussagen der zugrunde liegenden Studie damit vergleicht.

So vorsichtig, wie es sich für wissenschaftliches Arbeiten gehört, heißt es darin: »Auch wenn DMS (…) die jüngsten Beobachtungen am besten erklärt, liegt ihre Signifikanz (…) am unteren Ende der Robustheit, die ein wissenschaftlicher Nachweis verlangt.«

Tatsächlich gibt es bei der Analyse der paar Photonen, die die hiesigen Teleskope aus weiter Ferne erreichen, einige Einwände. Zum einen könnte schlicht die Auswertungsmethode fehlerhaft sein; so wie vor ­einigen Jahren, als sich die Substanz Phosphan, die man auf der Venus gefunden zu haben glaubte, bei genauerem Blick auf die Daten im statistischen Rauschen verflüchtigte

Spektrum der Atmosphäre von K2-18b

Womöglich nur ein statistisches Rauschen? Spektrum der Atmosphäre von K2-18b, vermessen durch das James-Webb-Weltraumteleskop (NIRSpec und NIRISS)

Bild:
gemeinfrei

Und selbst wenn DMS auf K2-18b zweifelsfrei nachgewiesen würde, könnte es natürlich auch durch unbekannte nichtbiologische Prozesse entstanden sein. Solange die Aliens nicht direkt in die Teleskope winken, kann man letztlich niemals sicher sein, ob sie existieren, egal wie überzeugend die Datenlage ist.

Um diese zu unterfüttern, sind jedenfalls weitere Beobachtungen nötig. Und die sind in Gefahr, denn das haushaltspolitische Kettensägenmassaker der US-Regierung trifft auch das von der Nasa mitbetriebene JWST. Ein Haufen übertriebener Schlagzeilen kommt da vielleicht gar nicht so ungelegen, um eventuell doch noch ein paar Dollar lockerzumachen.