15.05.2025
Sollte man auch bei der »Jungle World« gegen den Einsatz von KI streiken?

Homestory #20/2025

Nimmt die Künstliche Intelligenz (KI) uns bald die Arbeitsplätze weg? Bei der »Jungle World« ist man diesbezüglich noch gelassen.

Ein Streik in der Redaktion der Süddeutschen Zeitung – darüber hat die Jungle World vor zwei Wochen berichtet. In den Arbeitskampf trat man in München und auch anderswo, um seinen Lohnforderungen, die in der Zeit zwischen dem Bundesverband der Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) und dem Deutschen Journalisten-Verband (DJV) verhandelt wurden, Nachdruck zu verleihen.

Verhandelt wurde allerdings noch nicht über das, was wohl in Zukunft dem Journalismus größere Probleme bringen dürfte: die Künstliche Intelligenz. KI-Systeme können bereits Texte schreiben und Pressemeldungen paraphrasieren sowie Layouts erstellen. Die DJV warnte in einem Positionspapier: »Keinesfalls darf es dazu kommen, dass ›Kollege KI‹ Redakteur:innen ersetzt.«

Mehrmals fragte eine Kollegin Chat GPT nach unserem Chefredakteur – natürlich eine geschickte Fangfrage, denn solch einen autoritären Machtposten gab es in der Geschichte der Jungle World noch nie.

In der Redaktion Ihrer Lieblingszeitung macht man sich hingegen noch keine allzu große Sorgen. Immerhin kann das deutsche Chat GPT nicht mal ordentlich zusammenfassen, was die Jungle World überhaupt ist. Mehrmals fragte eine Kollegin den Dienst nach unserem Chefredakteur – natürlich eine geschickte Fangfrage, denn solch einen autoritären Machtposten gab es in der Geschichte der Jungle World noch nie.

Doch trotzdem spuckte die KI auch nach mehrmaligen Versuchen einen unter den Kolleginnen und Kollegen unbekannten Allerweltsnamen aus, dessen Träger hier bestimmt nicht arbeitet. Sieht wohl so aus, als könne diese tolle Zukunftstechnologie noch nicht einmal Wikipedia konsultieren.

Unangenehm arschkriecherisch

Angst um seinen Arbeitsplatz hat in der Redaktion also niemand. Die einen benutzen KI auch sonst gar nicht (»die Antworten machen mich meist wütend«), andere hingegen lassen sich von dem Dienst Sprachen wie Italienisch beibringen oder sich beim Arbeitsrecht oder mit Behördenpost helfen. Für die Arbeit wird es aber so gut wie nicht benutzt, zu fehleranfällig: »Die Facts sind oft einfach ausgedacht oder von obskuren Quellen zusammengeklaut«, weiß eine Kollegin zu berichten.

Wir können also stolz verkünden: Die Jungle World ist eine von Künstlicher Intelligenz freie, integre Zeitung. Das merkt man auch daran, was einer Kollegin aufgefallen ist: »Ich finde Chat GPT beim Versuch, sich zu unterhalten, unangenehm arschkriecherisch.« Viel kann man uns vorwerfen, aber das ganz bestimmt nicht.