Mach den Mund zu

Liebe männliche Leser: Seid ihr PSL-Götter? Seid ihr »red pilled« und »hard maxxed«? Optimiert ihr eure Backenknochen mit »bone smashing« und »mewing«, damit ihr ein »alpha Chad« werdet und eine »Stacy« kriegt? Oder seid ihr »soyboy cucks« und »beta losers«? Das sagt euch alles nichts? Keine Sorge, die Erklärung folgt.

Die »manosphere« ist ein plattformübergreifendes loses Netzwerk einer antifeministischen, misogynen und politisch extrem weit rechtsstehenden »Männerbewegung«. Die findet gerade große Beliebtheit bei jungen Männern. Und wie jeder Internettrend hat auch sie ihre eigene Sprache und ihre Codes.

In dieser männlichen Selbstzurichtungsszene steht »PSL« nicht etwa für Pumpkin Spice Latte, sondern für für »perfectly symmetrical look«, also besonders ebenmäßige und stark aus­geprägte Gesichtsknochen, und als »PSL-Gott«, wie er in den Foren der Manosphere genannt wird, gilt etwa das australische Model Jordan Barrett; ein Mann, der aussieht wie eine menschliche Ken-Puppe, die seit Wochen nichts mehr gegessen hat.

Jordan Petersons verbale Aufrufe zu mehr »Härte« spiegeln sich in den Körpern der wandelnden Muskel­berge wie Ashton Hall wider.

Wer auch so »schön« sein will, muss »looksmaxxing« betreiben, also sein Äußeres maximal aufbrezeln. Und wer das ganz ohne Rücksicht auf Schmerzen oder sogar eine eventuelle Gesundheitsgefährdung macht, wird respektvoll »hard maxxed« genannt. »Hard maxxer« bearbeiten in unzähligen ­Instagram-Videos ihre Gesichter mit Hämmern oder kauen Gummikugeln, die sie mit der Zunge ständig gegen den Gaumen pressen (»mewing«).

Beides soll, was natürlich Quatsch ist, die Backenknochen stärken und sogar formen. Damit soll man zum »Chad« und zum »Alpha« aufsteigen können, zwei Begriffe, die in der Sprache der Manosphere für jene 20 Prozent der männlichen Bevölkerung stehen, die 80 Prozent aller Frauen abkriegen (was natürlich auch in jeder Hinsicht Unsinn ist).