Ein widersprüchliches Agrarmodell
Leise summen die Solarpaneele auf dem Dach der familiengeführten Finca del Medio im Zentrum Kubas. »Die haben wir seit 2021 und wir sind sehr zufrieden, denn sie machen uns unabhängig von der nationalen Stromversorgung«, sagt José Antonio Casimiro, Landwirt auf der Finca del Medio. Kein Wunder, denn große Teile Kubas leiden seit Jahren unter Stromabschaltungen, den apagones. Oft täglich, manchmal bis zu 18 Stunden, ist der Strom in der benachbarten Kleinstadt Taguasco weg, und daher ist die Familie Casimiro sehr zufrieden mit der eigenen Versorgung. Die speist sich aus drei Quellen: aus Methangas, Wind- und Sonnenenergie. Für das Konzept dahinter ist der kräftige 66jährige mit dem graumelierten Vollbart und dem breitkrempigen Strohhut verantwortlich.
Vor 32 Jahren hat Casimiro den Entschluss gefasst, aus Zaza del Medio, einem kleinen Dorf in der Nähe von Taguasco, auf die heruntergekommene Tabakfarm seiner Großeltern zu ziehen. »Ich wollte neu anfangen, und von Beginn an war klar, dass wir es mit Bio-Anbau versuchen und die Farm umbauen.« Seit ein paar Jahren ist er am Ziel. »Wir sind nicht nur energetisch unabhängig, sondern versorgen uns komplett selbst.« Derzeit produziert seine Familie Bio-Lebensmittel für rund 60 Personen im Jahr. »Deutlich mehr als wir brauchen«, sagt Casimiro und nimmt gegenüber von dem kleinen, orangelackierten Traktor auf einer Bank vor dem Haupthaus der Finca del Medio Platz.
Abwanderung ist eines der zentralen Probleme in den ländlichen Regionen und auch ein Grund, weshalb die Landwirtschaft in Kuba nur einen Bruchteil dessen produziert, was die Bevölkerung konsumiert.
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