22.05.2025
Wie sich Katar Einfluss auf die ­US-Politik erkauft

Neue Golfspiele

US-Präsident Donald Trump besuchte vergangene Woche mehrere Golfstaaten, vorrangig um Milliardengeschäfte zu tätigen und dies öffentlichkeitswirksam zu inszenieren. Katar erkauft sich schon seit längerem Einfluss auf die US-Politik.

Mit allerlei überraschenden Wendungen hat der US-amerikanische Präsident Donald Trump während seiner Nahostreise vergangene Woche allgemein für Irritationen gesorgt. Er forderte den syrischen Übergangspräsidenten Ahmed al-Sharaa auf, Syriens Beziehungen zu Israel zu normalisieren, nachdem er dem Land in Aussicht gestellt hatte, alle US-Sanktionen aufzuheben. Gegenüber den Golfstaaten Katar, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), deren Besuch er nicht mit einem in Israel verband, verlor er hingegen kaum ein Wort zu dem US-amerikanischen Verbündeten – mal abgesehen von der nebulösen Aussage, den Gaza-Streifen in eine »Zone der Freiheit« verwandeln zu wollen.

Während seiner Nahost-Reise verkündete der US-Präsident neben milliardenschweren Waffenverkäufen an Staaten wie die VAE (1,4 Milliarden US-Dollar) und Saudi-Arabien (142 Milliarden US-Dollar) die Eröffnung eines Golfclubs in dem kleinen erdgas- und ölreichen Land Katar. Trumps Immobilienfirma, die derzeit von seinen Söhnen Eric und Donald Trump Jr. geführt wird, plant währenddessen die Errichtung eines neuen Luxusbadeorts an den Stränden Katars. Zudem pries Trump den Abschluss eines Kaufvertrags mit dem Clan des autoritär regierenden Emirs von Katar, Tamim bin Hamad al-Thani, für bis zu 210 Langstreckenflugzeuge des krisengeplagten US-Konzerns Boeing in Höhe von 96 Milliarden US-Dollar als den größten Auftrag in der Geschichte von Boeing.

Bei seiner Rede in der saudischen Hauptstadt – einer Lobhudelei auf die Gastgeber – rechnete Donald Trump mit den »westlichen Interventionisten« ab, die »euch predigen, wie ihr zu leben und zu regieren habt«.

Dafür bekam er vom Emir als künftige Präsidentenmaschine eine Boeing 747-8 geschenkt, die Katar 2012 für einen Listenpreis von 367 Millionen US-Dollar gekauft hatte. Katar verschenkte schon 2018 ein ähnliches Flugzeug an den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, der wie das Emirat die Muslimbruderschaft unterstützt, zu deren Ablegern die Hamas gehört. Die US-Verfassung verbietet zum Schutz vor »korrupten ausländischen Einflüssen« dem Präsidenten und allen anderen Bundesbeamten, ohne Zustimmung des Kongresses Geschenke ausländischer Staaten anzunehmen. Die Annahme des Geschenks hat die Generalstaatsanwältin Pam Bondi unterzeichnet; sie war in Washington früher für eine Lobbyfirma tätig, die mit monatlichen Zuwendungen in Höhe von 115.000 US-Dollar aus Katar angeblich Menschenhandel bekämpfen soll.

Diese Geschäfte dürften die ohnehin umfangreichen wirtschaftlichen Beziehungen der beiden Länder dauerhaft vertiefen und die Abhängigkeit der US-Politik von Katar weiter verstärken. Begonnen hatte die intensive Lobbyarbeit der Regierung Katars im nahen Umfeld Trumps in dessen erster Amtszeit, als Saudi-Arabien, Bahrain, die VAE und Ägypten am 5. Juni 2017 ihre diplomatischen Beziehungen zum Emirat für mehrere Jahre aussetzten und alle ­Luft-, See- und Landverbindungen zum ­kleinen Golfstaat kappten. Sie warfen ihm zu Recht die Unterstützung terroristischer Gruppen vor. Neben der Hamas finanzierten die al-Thanis unter anderem Jihadisten in Syrien und Libyen. Das 2022 verstorbene geistige Oberhaupt der Muslimbruderschaft, Scheich Yusuf al-Qaradawi, siedelte sich in den sechziger Jahren nach seiner Flucht aus Ägypten in Doha an. Er trug entscheidend dazu bei, seine Organisation in Katar zu etablieren, und gründete 1977 die erste Fakultät für Islamische Studien im Emirat, deren Dekan er bis 1990 blieb. Schon seit vielen Jahren ist der al-Thani-Clan führend an der Finanzierung des internationalen Netzwerks der Muslimbrüder beteiligt. Mittlerweile ist die Ideologie der Muslimbruderschaft, so schrieben die französischen Journalisten Christian Chesnot und Charles Malbrunot 2020, »integrierender Bestandteil der DNA Katars«.

Mit seinem Propagandasender al-Jazeera verbreiten die Prediger und Apologeten des Emirats diese Ideologie unter 430 Millionen Menschen in mehr als 150 Ländern. Um seinen weltweiten Einfluss auszudehnen, nutzt Katar in besonderem Ausmaß Soft-Power-Strategien statt militärischer Stärke.

Katar auf großer Einkaufstour in den USA

Seit den zehner Jahren befindet sich das Emirat auf einer großen Einkaufstour in den USA: Nach einer Recherche des Middle East Forum (MEF) investierte Katar seit 2012 knapp 40 Milliarden US-Dollar in den USA, davon 33,4 Milliarden in die Wirtschaft, weitere 6,25 Milliarden in Universitäten und finanzierte Lobbyisten und Präsidentenberater, die die Politik der USA im Nahen und Mittleren Osten gestalten, mit 72 Millionen US-Dollar. Eine weitere, kürzlich veröffentlichte Untersuchung des Medienunternehmens The Free Press sprach sogar von einem Gesamtvolumen an katarischen Investitionen in den USA in Höhe von 100 Milliarden US-Dollar.

Hierzu gehören Milliardengeschäfte mit Investmentfirmen wie der Liberty Strategy Capital von Steve Mnuchin, der Trump von 2017 bis 2021 als Finanzminister diente. Trumps heutige Stabschefin Susie Wiles führte vor ihrer Ernennung die Lobbyfirma Mercury Public Affairs, die Katars Botschaft in Washington repräsentierte. FBI-Direktor Kash Patel ließ sich einst als Berater des Emirats anheuern. 1,5 Milliarden US-Dollar erhielt die Investmentfirma Affinity Partners von Trumps Schwiegersohn Jared Kushner von Katar und den VAE für Joint Ventures zwischen Katar und seinen Nachbarstaaten. Auf diese Weise gelang es der katarischen Herrscherfamilie schließlich, den Handelsboykott der arabischen Nachbarn gegen ihr Land zu durchbrechen.

Von der Kritik an der Finanzierung des islamistischen Terrorismus durch Katar, wie Trump sie noch während seiner ersten Amtszeit äußerte, ist nun nichts mehr zu hören. Bei seiner Rede in der saudischen Hauptstadt – einer Lobhudelei auf die arabischen Gastgeber – rechnete er vielmehr mit dem »westlichen Interventionisten« ab, die »euch predigen, wie ihr zu leben und zu regieren habt«.

Investitionen in US-amerikanische Forschungsinstitutionen

Die enormen Investitionen und Übernahmen von Unternehmen in den USA und Europa sind kein Alleinstellungsmerkmal Katars – allein 2022 haben die Golfstaaten zusammen 53 Milliarden US-Dollar investiert, mit dem strategischen Ziel, ihre Einnahmequellen für die Zeit nach dem Öl zu diversifizieren. Hierzu zählen auch Investitionen in US-amerikanische Forschungsinstitutionen wie das Brookings Institute und die Rand Corporation. Dafür wurden in den vergangenen Jahren von den VAE 16,7 Millionen US-Dollar ausgegeben, von Katar neun Millionen.

Think Tanks verleihen den Emiraten Glaubwürdigkeit durch Konferenzen, politische Strategiepapiere und gutplatzierte Meinungsartikel. Auch das Sportsponsoring der Golfstaaten dient vor allem der Aufwertung des öffentlichen Images. Insbesondere Katar verfolgt dabei eine langfristige islamistische Strategie. So ist es gewiss kein Zufall, dass an US-Universitäten, die Gelder aus Katar oder anderen autokratischen Regimen des Nahen Ostens erhalten haben, im Schnitt dreimal so viele antisemitische Vorfälle zu verzeichnen waren wie an Einrichtungen, die keine solche Zuwendungen angenommen haben.

Auch auf den Unterricht in US-Schulen nimmt Katar mehr und mehr Einfluss. Das Emirat ist der größte ausländische Finanzier des US-Bildungssystems.

Von Januar 2023 bis zum Oktober 2024 stiegen die Zuwendungen Katars an US-Universitäten um 980 Millionen US-Dollar. Die Zuwendungen in diesem Zeitraum waren damit doppelt so hoch wie in den gesamten beiden Vorjahren. Auch auf den Unterricht in US-Schulen nimmt Katar mehr und mehr Einfluss. Katar ist der größte ausländische Finanzier des US-Bildungssystems.

Das Institute for the Study of Antisemitism and Policy analysierte kürzlich das Choices Program, ein von Katar finanziertes Bildungsprojekt, das in 8.000 öffentlichen Schulen der USA zur Anwendung kommt, und kritisierte, dass es systematisch historische Fakten verzerrt, um zu einer Delegitimierung Israels beizutragen.

Dazu passt, das die Vorsitzende der Qatar Foundation, einer sogenannten Non-Profit-Organisation zur Förderung von Wissenschaft und Bildung, die Millionen Dollar in US-amerikanische Schulen investiert, die Tötung des Chefplaners des 7. Oktober, Yahya Sinwar, durch das israelische Militär auf X mit den Worten kommentierte: »Er wird weiterleben und sie werden sterben.« Es handelt sich um Scheicha Moza bint Nasser, die Mutter des katarischen Emirs.