05.06.2025
Der Anschlag auf eine Demo für die Freilassung der Geiseln in den USA

Der unhippe Terrorist

Ein Häufchen ältere Menschen demonstriert in Boulder im US-Bundesstaat Colorado für die Freilassung der Hamas-Geiseln, wird von einem 45jährigen Mann unter »Free Palestine«-Rufen mit Flammenwerfer und Molotow-Cocktails angegriffen. Acht Menschen, darunter eine Shoa-Überlebende, werden verletzt.

Das hatte sich Mohamed Sabry S. vermutlich ganz anders vorgestellt: Konnte sich die internationale Israelhasser-Szene auf X (früher Twitter) nach dem Terrormord an Sarah Lynn Milgrim und Yaron Lischinsky vor lauter Begeisterung kaum beruhigen, blieb sie nach seinem Brandanschlag auf eine Solidaritätskundgebung für die israelischen Hamas-Geiseln in Boulder im US-Bundesstaat Colorado am letzten Wochenende eigenartig schweigsam.

Bis auf ein paar Kommentare darüber, dass »die Zionisten« endlich das bekämen, was sie verdienten, herrschte nicht einmal klammheimliche Freude über den Anschlag des 45jährigen. Dabei besteht an der Aufrichtigkeit seiner Gesinnung kein Zweifel, auf einem Video ist zu sehen, wie er vor der Tat »Free Palestine« ruft und unter anderem dazu aufforderte, Zionisten zu töten, »denn sie sind alle Mörder«.

Das Desinteresse könnte daran liegen, dass der Judenhasser mit dem ungünstigerweise entblößten dicklichen Oberkörper trotz Sonnenbrille ganz und gar nicht so aussah wie ein hipper junger Terrorist, sondern bloß wie ein durchschnittlicher, ziemlich weißhäutiger älterer Mann.

Vielleicht lag das Desinteresse daran, dass es S., jedenfalls dem derzeitigen Informationsstand zufolge, nicht gelungen war, jemanden zu ermorden. Oder vielleicht auch daran, dass er es versäumt hatte, vor seiner Tat ein plakativ betiteltes Pamphlet im Internet zu veröffentlichen.

Unter Umständen könnte es allerdings auch daran liegen, dass der Judenhasser mit dem ungünstigerweise entblößten dicklichen Oberkörper trotz Sonnenbrille ganz und gar nicht so aussah wie ein hipper junger Terrorist, sondern bloß wie ein durchschnittlicher, ziemlich weißhäutiger älterer Mann. Also exakt so einer, wie sie tagtäglich zigmal in kurzen, meist heimlich aufgenommenen Filmchen auf diversen Social-Media-Plattformen vorkommen, in denen sie als uneinsichtige Verkehrssünder, aggressive Waffenbesitzer, betrunkene Schwa­dronierer präsentiert werden.

Und so gab es diesmal auch keine hastig fabrizierten Bildchen mit dem Konterfei des Täters, keine Aufrufe, es ihm gleichzutun. Nicht einmal dar­über, dass die US-Rechten seinen Aufenthaltsstatus – der ägyptische Staatsbürger war 2022 mit einem einjährigen Arbeitsvisum eingereist und danach einfach im Land geblieben – zum Anlass nahmen, wieder einmal die sofortige Abschiebung aller sogenannten illegal aliens zu fordern, wurde sich nennenswert empört.