19.06.2025
Ohne Kaffee geht nix, zu viel ist aber auch schlecht

Homestory #25/2025

Die Redaktionsameisen ihrer Lieblingszeitung fürchten sich vor den tödlichen Folgen exzessiven Koffeinkonsums - wissenschaftlich bestätigt.

Wie Sie als aufmerksame Leserinnen und Leser dieser Ihrer Lieblingszeitung ja wissen: Eine Redaktion ohne Kaffee ist wie ein Auto ohne Sprit – nichts geht, die grauen Zellen dümpeln ziellos vor sich hin, statt ruck-zuck und mit wachsender Begeisterung überaus ambitionierten Texten den letzten Schliff zu verpassen, kein Geistesblitz erhellt den Horizont.

Deshalb steht in der Küche Ihrer Lieblingsredaktion nicht nur eine Kaffeemaschine, sondern deren zwei: eine für die Gierschlünde, die sich die braune Muntermachbrühe literweise in den Rachen schütten, und eine für die eher dem Genuss Verpflichteten, die ihr Tässchen mit abgespreiztem kleinen Finger zum Munde führen. Unbestritten aber ist die segensreiche Wirkung der konsumierten Droge.

Das hat nach bahnbrechender Untersuchung an eher ungewöhnlichen Forschungsobjekten auch das Fachmagazin New Scientist betont. »Ameisen lernen schneller auf Koffein« war der Titel des Artikels, der die Forschungsergebnisse präsentierte, und nicht einfach irgendwelche hundsgewöhnlichen Wald- und Wiesenameisen, neinnein, es ging um die Argentinische Ameise, auch bekannt als ­Linepithema humile.

Um zu erforschen, wie diese Prachtexemplare von Ameisen auf Koffein reagieren, nutzen die Forscher im Labor ein Blatt Papier als Arena für die Krabbeltiere. Auf dieses gaben sie je einen Tropfen Zuckerlösung, den eine Ameise finden sollte. ­Einige Lösungen enthielten kein Koffein, andere einen niedrigen, mittleren oder hohen Koffeingehalt, doch alle wurden an derselben Stelle platziert.

Ameisen, die die moderate Dosis von 250 ppm – ähnlich einem Energy-Drink – konsumierten, verkürzten die Zeit zum Finden einer süßen Leckerei um 38 Prozent.

»Wir haben ihre Laufwege und ihre Geschwindigkeit bei der Nahrungssuche anhand verschiedener Messungen untersucht, um festzustellen, ob Koffein ihre Lernfähigkeit tatsächlich verbessert«, zitiert der New Scientist den federführenden Forscher, Henrique Galante von der Universität Regensburg. Jede der 142 Ameisen in der Studie hatte vier Versuche.

Ergebnis: »Die Ameisen, die niedrige oder mittlere Dosen Koffein erhielten, nahmen mit jedem Versuch einen direkteren Weg zur süßen Leckerei, was darauf hindeutet, dass sie sich den Ort der Belohnung gut eingeprägt hatten. Ameisen ohne Koffein nahmen eher verschlungene Wege, die sich mit der Zeit nicht verbesserten.«

Die Sechsbeiner, die die niedrigste Dosis – 25 Teile pro Million (ppm) – zu sich nahmen, was dem in manchen Pflanzen natürlich vorkommenden Koffeingehalt entspricht, brauchten 28 Prozent weniger Suchzeit. Ameisen, die die moderate Dosis von 250 ppm – ähnlich einem Energy-Drink – konsumierten, verkürzten ihre Suchzeit sogar um 38 Prozent.

Aber höchste Vorsicht ist geboten, auch für kaffeedurstige Redakteurinnen und Redakteure: Die höchste Dosis von 2.000 ppm erwies sich als tödlich. Und fieserweise testeten die Forscher daraufhin koffeinhaltige Giftköder im Freilandversuch, um der Argentinischen Ameise, die als invasive Art gilt, in Europa Einhalt zu gebieten. Nicht auszudenken, welche Folgen solche Experimente in der Redaktion Ihrer Lieblingszeitung nach sich ziehen könnten.