Lachparade und »No Kings«
Am Ende einer Woche, in der bei einer Pressekonferenz im Heimatschutzministerium ein Senator der Opposition gewaltsam in Gewahrsam genommen wurde, maskierte Polizisten ihre Jagd auf Flüchtlinge ausweiteten und die Heimatschutzministerin Kristi Noem erklärte, Truppen in Los Angeles seien dazu da, die Stadt von »Sozialisten« zu befreien, sollte die große Militärparade in der Hauptstadt an Donald Trumps 79. Geburtstag – offiziell wegen des 250. Jahrestags der Gründung der U. S. Army – den krönenden Abschluss darstellen: quasi eine Apotheose der Autoritarisierung.
Zeremonielle Aufmärsche gehören in den USA, anders als in Ländern wie Russland oder Frankreich, nicht zum politischen Alltag. Bürgerliches Selbstbewusstsein verlangt, dass die Armee in der Heimat nichts zu suchen hat; weswegen selbst die Siegesparaden nach gewonnenen Kriegen – die letzte fand nach dem Golfkrieg 1991 statt – eher kommemorativ denn triumphalistisch ausfielen.
Dass Trump mit dieser Kultur der Zurückhaltung brach und zu seinem Geburtstag die Streitkräfte symbolisch die Hauptstadt erobern ließ, stieß daher sauer auf. Selbst die Streckenführung erschien bedeutsam: Statt, wie sonst üblich, am Kapitol, dem Sitz der Vertretung des Souveräns, zu beginnen und stadtauswärts zu ziehen, führte man die Truppen von auswärts zum Weißen Haus, wo der Möchtergernimperator wohnt.
Wo der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un jährlich eine echte Show liefert, erlebte Washington, D. C., eine B-Produktion.
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