Die Brexit-Wunde
Eine Bestandsaufnahme der britischen Wirtschaftsdaten Mitte 2025 zeichnet ein miserables Bild. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs im zweiten Quartal um magere 0,3 Prozent. Besonders im Vergleich wird die Schwäche greifbar: Seit Ende 2019 – also kurz vor Beginn der Covid-19-Pandemie – wuchs die US-Wirtschaft um 12,9 Prozent, die der Euro-Zone immerhin um sechs Prozent. Großbritannien kommt im selben Zeitraum gerade einmal auf 4,5 Prozent. Nur in einem G7-Land sieht es noch schlechter aus: Deutschland. Dort ist die Wirtschaft in dem Zeitraum nur um 0,1 Prozent gewachsen.
Hinzu kommt die hartnäckige Inflation. Mit 3,8 Prozent im Zeitraum Juli 2024 bis Juli 2025 lag die Teuerungsrate in Großbritannien fast doppelt so hoch wie von der Bank of England angestrebt – und doppelt so hoch wie in der Euro-Zone, wo die Inflation im selben Zeitraum zwei Prozent betrug. Für britische Haushalte bedeutet das eine dauerhafte Belastung, was wiederum die Nachfrage dämpft.
Für viele Menschen bedeutet die miese wirtschaftliche Entwicklung, dass es immer schwieriger wird, finanziell über die Runden zu kommen. In den Medien ist von einer »cost of living crisis« die Rede, einer »Lebenshaltungskostenkrise«.
Für viele Menschen bedeutet das, dass es immer schwieriger wird, finanziell über die Runden zu kommen. In den Medien ist von einer »cost of living crisis« die Rede, einer »Lebenshaltungskostenkrise«. Einer repräsentativen Yougov-Umfrage vom März zufolge beschreiben sich nur ein Drittel aller Briten als »finanziell abgesichert«. 42 Prozent gaben an, gerade mal das Nötigste bezahlen zu können und 22 Prozent gaben an, dies gelänge ihnen nicht immer. Ganze 82 Prozent sagten, dass die Preise in Geschäften schneller stiegen als ihr Einkommen. Und 39 Prozent gaben an, dass sie manchmal nur mit Mühe in der Lage gewesen seien, die Rechnung für Strom und Heizung zu bezahlen.
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