Seit 20 Jahren in Haft
Schon 20 Jahre sitzt Leroy Douglas im Gefängnis, derzeit in Stretton, England. 2005 hatte er ein Handy geraubt, um seinen Drogenkonsum zu finanzieren. Das Gericht verurteilte ihn damals zu einer Mindeststrafe von zweieinhalb Jahren. Es wendete aber die damals frisch geschaffene Strafmöglichkeit imprisonment for public protection (IPP) an. Damit war Douglas’ Haftstrafe unbefristet.
Das Gesetz, das IPP ermöglichte, wurde 2005 in England und Wales eingeführt; in Schottland und Nordirland gab es mildere Bestimmungen. IPP bedeutete, als »gefährlich« für die Öffentlichkeit geltende Personen auf unbestimmte Zeit wegzusperren – auch wenn ihre Delikte grundsätzlich keine lebenslange Haftstrafe möglich machten. Menschen, die zu IPP verurteilt waren, bleiben im Gefängnis, bis der Bewährungsausschuss ihre Entlassung als ungefährlich einstuft. Fälle wie Douglas zeigen aber, wie schwer das sein kann.
Douglas ist mittlerweile 44 Jahre alt. Fast die Hälfte seines Lebens hat er hinter Gittern verbracht.
»Meine Haft ist unmenschlich und erniedrigend geworden«, sagte Douglas dieses Jahr der britischen Online-Zeitung The Independent. Er ist mittlerweile 44 Jahre alt. Fast die Hälfte seines Lebens hat er also hinter Gittern verbracht. Seine Mindeststrafe hat er schon acht Mal verbüßt.
Er überlebte im Gefängnis sogar seine eigene Tochter. Sie starb im Alter von 20 Jahren an einer Hirnblutung. Während Douglas einsaß, wurde er clean. Er wollte zeigen, dass er sich geändert hat, und nahm an Schulungen und Kursen teil, die für seine Entlassung notwendig sind. Er musste sie mehrmals wiederholen, weil er immer wieder verlegt wurde. Mittlerweile zählt er 36 Gefängniskurse, die er hinter sich gebracht hat. Einen Entlassungstermin hat er aber immer noch nicht.
Vor den Vereinten Nationen Klage gegen Großbritannien eingereicht
Richter am Europäischen Gerichtshof urteilten 2012, dass das Gesetz einen Verstoß gegen die Menschenrechte darstellt. Es wurde abgeschafft, allerdings nicht mit rückwirkender Geltung. Menschen wie Douglas sitzen deshalb bis heute im Gefängnis. Aktivisten fordern neue Urteile für diejenigen, die wie Douglas ein IPP verbüßen. Sie haben vor den Vereinten Nationen Klage gegen Großbritannien eingereicht. So sollen die Betroffenen endlich freikommen, hoffen sie.
Von den 2 614 Personen, die noch immer eine IPP-Strafe verbüßen, befinden sich 127 wie Douglas mindestens 15 Jahre länger als ihre ursprüngliche Mindeststrafe in Haft. Das britische Justizministerium gibt an, in den vergangenen zwölf Monaten 602 IPP-Gefangene aus der Haft entlassen zu haben. Das wäre bislang die höchste Zahl solcher Entlassungen innerhalb eines Jahres.