»Selbstbewusst und sichtbar«
Am vergangenen Wochenende fand die Battle of Chanichim’ot (BoC) zum zweiten Mal statt. Die Jugend von Makkabi Deutschland und der deutsche Ableger der jüdischen Jugendorganisation B’nai B’rith haben das Event veranstaltet. Was genau war da am Samstag in Berlin los?
Über 170 Jugendliche aus ganz Deutschland kamen zusammen, um ein Wochenende voller Sport, Begegnung und Austausch zu erleben. In den Wettkämpfen und Workshops stand nicht Konkurrenz im Vordergrund, sondern Teamgeist, Zusammenhalt und gemeinsame Erfahrung. Unser Programm bestand aus Schabbes, einer Silent Disco, der Kirmes, Workshops und sportlichen Aktivitäten. Das Battle of Chanichim’ot ist ein sichtbares Zeichen für die Lebendigkeit und den Zusammenhalt jüdischen Lebens in Deutschland. Gerade in einer Zeit, in der jüdisches Leben in der Öffentlichkeit häufig auf Bedrohung reduziert wird, setzen wir ein anderes Signal: Die jüdische Jugend gestaltet ihre Zukunft aktiv, selbstbewusst und sichtbar.
Was genau macht Ihr Verein denn?
In den vergangenen zwei Jahren hat sich unsere Jugendorganisation deutlich weiterentwickelt. Wir bieten mehr als klassischen Vereinssport. Neben Lehrgängen und Begegnungswochenenden gehören politische Bildungsarbeit, eine Politik-AG und Netzwerke dazu, in denen junge Sportlerinnen und Sportler Verantwortung übernehmen. Wir verstehen uns als Plattform, die junge Menschen verbindet – durch Sport, Kultur und gesellschaftliches Engagement. Offenheit für interreligiöse und interkulturelle Begegnungen gehört dazu, ohne den jüdischen Kern unserer Arbeit aufzugeben.
Kürzlich teilte Ihr Verein mit, dass es in Köln bei einem Fußballspiel zu »massiven antisemitischen und gewalttätigen Übergriffen« gekommen sei. Spieler der anderen Mannschaft hätten Makkabi-Spieler als »dreckiges Judenpack« und »Judenschweine« beschimpft, sie gewürgt, an den Haaren gezogen und gegen den Kopf geschlagen. Wie geht Ihr Verband mit antisemitischer Gewalt um?
Makkabi-Vereine sind seit Jahren antisemitischen Angriffen ausgesetzt. In Köln kam es zu massiven Übergriffen, in Berlin wurden im vergangenen Jahr Makkabi-Spieler attackiert. Diese Vorfälle stehen für eine Kontinuität antisemitischer Gewalt, die spätestens seit dem 7. Oktober 2023 eine neue Intensität erreicht hat – in Quantität wie in Qualität. Antisemitismus ist dabei nicht einfach eine Unterform von Rassismus. Er ist ein eigenständiges Ressentiment, das auf die Vernichtung des Jüdischen zielt, immer gewalttätig werden kann und eine eigene Spezifik besitzt.
»Makkabi-Vereine sind seit Jahren antisemitischen Angriffen ausgesetzt. In Köln kam es zu massiven Übergriffen, in Berlin wurden im vergangenen Jahr Makkabi-Spieler attackiert.«
Unsere Antwort darauf bleibt zweigleisig. Einerseits sind Sicherheitskonzepte längst Teil unseres Alltags – eine schmerzhafte, aber notwendige Voraussetzung, damit jüdische Kinder und Jugendliche ihren Sport in Sicherheit ausüben können. Andererseits dürfen wir uns nicht zurückdrängen lassen. Durch Begegnung, durch Sichtbarkeit und durch Projekte wie das BoC stellen wir uns der Ausgrenzung entgegen. Wir machen deutlich: Jüdisches Leben in Deutschland ist stark, selbstbewusst und zukunftsorientiert.
Antisemitismus richtet sich zwar zuerst gegen Jüdinnen und Juden, bedroht aber letztlich alle Menschen in einer demokratischen Gesellschaft. Eine Demokratie, die Antisemitismus duldet, zerstört ihre eigenen Grundlagen. Gerade angesichts von antisemitischen Demonstrationen, Angriffen im Sport und offenem Hass auf den Straßen ist unsere Arbeit unverzichtbar.