Jungle+ Artikel 02.10.2025
Die Linkspartei beteiligte sich an einer antizionistischen Großdemonstration

Links gegen Israel: Die Masse machts

Bei der großen antiisraelischen Demonstration am Samstag in Berlin habe man endlich mal »die Mehrheitsmeinung« auf der eigenen Seite gewusst, jubelte Ines Schwerdtner, die Co-Vorsitzende der Linkspartei. Um das zu erreichen, verzichtete man im Demonstrationsaufruf darauf, die Hamas zu kritisieren.

Als »Zubringerdemo« wurde der Protest »Zusammen für Gaza« am vergangenen Samstag bezeichnet. Hinter dem Begriff verbirgt sich eine kuriose Kon­struktion, die es der Linkspartei erlauben sollte, sich am Samstag an dem großen antiisraelischen Protest in Berlin zu beteiligen.

Die Hauptkundgebung unter dem Motto »All Eyes on Gaza – Stoppt den Genozid« wurde von verschiedenen Nichtregierungsorganisationen veranstaltet, darunter Medico International und Amnesty International. Daran war die Linkspartei offiziell nicht beteiligt. Sie initiierte jedoch – in Person der Co-Vorsitzenden Ines Schwerdtner – die direkt davor stattfindende Demonstration »Zusammen für Gaza«, die dann zur Hauptkundgebung hinführte. Insgesamt nahmen rund 60.000 Menschen teil, es war wohl die bislang größte »propalästinensische« Demonstration in Deutschland. Die Veranstalter wollen sogar 100.000 Menschen gezählt haben.

Auf einem Transparent der Gruppe Handala Leipzig prangte eine Kämpferin mit Kalaschnikow und Kufiya, flankiert von der Parole »Lang lebe der antikoloniale Widerstand«.

Praktisch gesehen handelte es sich also um einen Protest, nicht um zwei, zumal die »Zubringerdemonstration« explizit den Ankündigungstext der Hauptkundgebung übernahm. Darin zeigte sich, welchen Drahtseilakt die Linkspartei mit dem Protest versuchte: Hätte man im Ankündigungstext zum Beispiel die Hamas verurteilt und ihren Terror vom 7. Oktober als Grund und Beginn des Krieges benannt, deutlich die Befreiung der israelischen Geiseln gefordert oder auch nur eine Koexistenz Israels und Palästinas als Ziel vorgegeben, wären wohl deutlich weniger Menschen gekommen. Andererseits würde man die Demonstration nur dann als politischer Erfolg verbuchen können, wenn man sich nicht durch offensichtliche antisemitische Vorfälle angreifbar macht.

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