Prozente und Quellennachweise
Sollte diese Kolumne nicht vom antisemitischen Volkswandertag handeln, der am vorigen Wochenende in Berlin abgehalten wurde und rund 60.000 Menschen auf die Straße brachte, was als riesiger Erfolg galt, zumindest unter den Wassermelonen? Und davon, dass gleichzeitig beim Festival der Riesendrachen auf dem Tempelhofer Feld 100.000 Leute waren?
Plus ein bisschen Mathematik, denn man kann schnell ausrechnen, dass 60.000 von rund 3,9 Millionen (so viele Einwohner hat Berlin) 1,54 Prozent sind, also keine sehr beeindruckende Menge? Und, ohne das nun auch noch weiter prozentual auszurechnen, darauf hinweisen, dass die Linke bei der Bundestagswahl in Berlin 423.549 der Erst- und 387.222 der Zweitstimmen erhalten hatte? Mit anderen Worten: die von der eigenen Masse berauschten Wassermelonen mit den für sie eher tristen Fakten konfrontieren?
»Zionistische Genozidbefürworterei«
Sollte, ja, aber sie würden es eh nicht glauben beziehungsweise mit »zionistische Genozidbefürworterei« beziehungsweise »Ziofaschismus« und ähnlichem Unfug kontern, insofern kann der schöne Kolumnenplatz auch für was anderes genutzt werden, wie für die Mitteilung, dass die Kolumnistin soeben einen rund 40.000 Zeichen langen Buchbeitrag abgegeben hat, sehr zufrieden mit der Reaktion ist und von Fußnoten fürs Leben genug hat.
Nicht, weil es ihr keinen Spaß machen würde, in Archiven nach Dokumenten zu suchen, nein, so ist das ganz und gar nicht, im Grunde muss man sie sich als glücklichen Menschen vorstellen, wenn sie das tun kann und dadurch langsam sozusagen in einem leeren Rahmen ein aus lauter Puzzlestücken bestehendes Bild entsteht.
Was ganz und gar keinen Spaß macht, ist Dokumente zu ordnen und zu verwalten und jederzeit auffindbar aufzubewahren, was ganz schön schwierig ist, wenn man dazu neigt, Dinge zu vertrödeln.
Was dagegen ganz und gar keinen Spaß macht, ist die Dokumente zu ordnen und zu verwalten und jederzeit auffindbar aufzubewahren, was ganz schön schwierig ist, wenn man dazu neigt, Dinge zu vertrödeln und nein, Chat GPT ist bei solcher Verwaltung keine Hilfe, wirklich nicht.
Und so neigt sich nun dieser Tag voller Fußnoten und ziofaschistischer Prozentrechnerei seinem Ende zu und bald ist es so weit, die leergeschriebene und schlafdeprivierte Kolumnistin kann endlich ins Bett gehen und wird nicht aufstehen, bevor sie nicht mehr müde ist, was lange dauern kann, vielleicht sogar bis zum kommenden Donnerstag.