Das Verschwinden des Holocaust
Für ein Porträt zum Holocaust-Gedenktag zeigt der Überlebende Arek Hersh seine Auschwitz-Nummer. Hersh wurde im Alter von elf Jahren in das Vernichtungslager gebracht und setzt sich seit seiner Befreiung im Mai 1945 dafür ein, die Erinnerung an den Holocaust wachzuhalten, 22. Januar 2025, London
Es ging Schlag auf Schlag. Im Juni 1995 beschloss der Deutsche Bundestag, den 27. Januar, den Tag der Befreiung von Auschwitz, zum nationalen Holocaustgedenktag zu machen. Drei Jahre später, im Mai 1998, gründeten Repräsentanten Schwedens, der Vereinigten Staaten und Großbritanniens eine internationale »Task Force« – so der wenig geschichtsbewusste Titel – für internationale Zusammenarbeit im Bereich Holocausterziehung, -gedenken und -forschung.
Auf Initiative dieser Arbeitsgruppe fand Anfang 2000 in Schweden eine Mammutkonferenz statt, an der die Repräsentanten von 46 Regierungen, etliche Wissenschaftler und Journalisten teilnahmen. Kurz vor der Abreise verabschiedeten sie die sogenannte Stockholm Declaration. Darin heißt es, dass die Vernichtung der europäischen Juden die »Zivilisation in ihren Grundfesten erschüttert« habe: »In seiner Beispiellosigkeit wird der Holocaust für alle Zeit von universeller Bedeutung sein.« Zugleich verpflichteten sich die anwesenden Regierungsvertreter, dem deutschen Beispiel zu folgen und einen Holocaustgedenktag anzuregen.
Den Anfang machte Großbritannien. Dort wird seit 2001 der Holocaust Memorial Day begangen. Im folgenden Jahr verkündeten die Bildungsminister der anderen 14 damaligen EU-Mitglieder, einen solchen Tag einführen zu wollen. Andere Länder zogen nach. Bis Mitte der Zweitausender gab es in mehr als dreißig europäischen Staaten einen Holocaustgedenktag. Die meisten entschieden sich für den 27. Januar, einige Länder wählten Daten mit größerer nationaler Bedeutung.
Sechzig Jahre nach der Befreiung von Auschwitz hatte das Verbrechen seine weltweit größte Aufmerksamkeit erhalten.
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