Jungle+ Artikel 09.10.2025
‍Krise beim Mietshäuser-Syndikat

Ungünstiges Wachstum

Das Mietshäuser-Syndikat unterstützt Projekte des kollektiven Erwerbs von Häusern, um günstigen Wohnraum zu sichern und Raum für alternative Kultur zu schaffen. In den vergangenen Jahrzehnten hat es stetig Mitglieder hinzugewonnen, was inzwischen allerdings zu strukturellen Problemen führt. Auf einem Treffen in Brandenburg sollten diese grundsätzlich diskutiert werden.

Südlich von Berlin, im ländlichen Brandenburg, trafen sich Anfang September etwas mehr als hundert Menschen in einem Hausprojekt. Manche brachten Zelte mit, andere übernachteten in ausgebauten Kleinbussen. Es gab veganes Essen, Workshops und ein Awareness-Team.

Was nach einem der vielen linken Camps klingt, die im Sommer landauf, landab stattfinden, war tatsächlich ein Krisentreffen. Dazu eingeladen hatte das Mietshäuser-Syndikat (MHS), ein Verbund, der beim gemeinschaftlichen Erwerb von Häusern unterstützt, die dann in Kollektiveigentum überführt werden, um selbstorganisiertes Wohnen zu möglichst günstigen Preisen zu sichern. Das MHS steht vor ­einem Problem: In den vergangenen Jahren verzeichnete es einen rasanten Zuwachs an Mitgliedern, was die Strukturen mittlerweile überfordert.

Der bundesweite Projektverbund Mietshäuser-Syndikat wird maßgeblich von Angehörigen der Gründergeneration getragen, für die auch aus Altersgründen die Grenzen des Leistbaren erreicht sind.

Das Syndikat stammt aus der westdeutschen Hausbesetzerbewegung der siebziger und achtziger Jahre. Die Grundidee entstand in Freiburg im Breisgau, als Student:innen den Abriss der ehemaligen Grether’schen Fabrik verhindern konnten, indem sie sie erwarben und eigenständig renovierten. Sie entwickelten zudem ein Konzept, das sowohl die Finanzierung des Projekts ­sichern als auch verhindern sollte, dass die Beteiligten es eines Tages gewinnbringend verkaufen. Außerdem wollte man künftig die Gründung weiterer Projekte finanziell unterstützen.

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