Elendiges Elend
Es ist Montag, der 6. Oktober. Morgen ist der zweite Jahrestag des Hamas-Massakers in Israel. Und gestern war der Tag, an dem freie Mitarbeiter und eine nicht bekannte Anzahl der Redaktionsmitglieder des Expat-Magazins The Berliner es ihrem Verlag mal so richtig zeigen wollten: Der hatte es nämlich gewagt, eine Anzeige für eine Ausstellung über den tödlichen Terror beim Nova-Festival am 7. Oktober 2023 anzunehmen, und zwar »gegen die ausdrücklichen Einwände« besagter Personen.
So steht es nicht etwa in wassermelonischem Grün-rot-weiß, sondern weiß auf schwarz in einem dreiteiligen Instagram-Posting eines freien Mitarbeiters der Zeitschrift. »Wir Freelancer« hätten der Geschäftsführung bereits mitgeteilt, dass sie diese Anzeige als klaren Beweis für deren »politische Haltung zum Thema Gaza« sähen.
Wagte es jemand, an die Terroropfer zu erinnern, kam das, was erstaunlich oft kommt, nämlich der Vorwurf, dass der Verfasser »Robotersprache« benutze, mithin also irgendwie kein Mensch sei.
Besagtes Management übe im Übrigen schon »seit Monaten« Druck aus, um Berichterstattung »über Palästina« zu »unterdrücken«. Daher habe man, also die freien Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, »keine andere Wahl, als gegen die Kampagne zu protestieren«, und zwar, indem man an der kommenden Ausgabe des Magazins nicht mitarbeiten werde.
Die Reaktionen auf diese Ankündigung waren die üblichen, also Kommentare, in den »die Abschlachtung« der Palästinenser, Medienzensur und so weiter und so fort beklagt werden. Wagte es jemand, an die Terroropfer zu erinnern, kam das, was erstaunlich oft kommt, nämlich der Vorwurf, dass der Verfasser »Robotersprache« benutze, mithin also irgendwie kein Mensch sei.
Erinnern an die Ermordeten? »Gräuelpropaganda«
Und natürlich wurde beklagt, dass es sich beim Erinnern, im vorliegenden Fall der Ausstellung über das Nova-Massaker, an die ermordeten Festival-Besucher- und -Besucherinnen um »Gräuelpropaganda« handele, die Trauer instrumentalisiere, um die Ermordung von Palästinensern zu rechtfertigen.
Nadja Vancauwenberghe, einstmals Mitgründerin des Magazins, erklärte in einem Kommentar bei Instagram, »nicht überrascht« zu sein, dass The Berliner »die morbide Feier der Opfer vom 7. Oktober« fördere und damit die palästinensischen Opfer dem Schweigen überantworte, was »schlichtweg widerlich« sei.
Mit anderen Worten: Das elendige Elend geht weiter, aber das war ja zu erwarten.